von Nick Lüthi

Der missliebige Gewinner

Google gilt als die sympathischste Medienmarke der Deutschschweiz gemäss der Studie «Media Brands» von Publicom. Gedruckte Traditionstitel folgen erst auf den weiteren Rängen. Dennoch klopfen sich Beobachter und NZZ auf die Schultern und verschweigen den Gewinner Google.

Der «Beobachter» gilt als integre Publikation, eine Instanz im Schweizer Pressewesen. Er gilt als engagiert und unbestechlich. Darum darf er auch austeilen. Etwa in der Rubrik «Courage/Blamage». Als blamabel geht indes auch eine Hausmitteilung durch, wo sich das Heft als «erneut sympathischste Medienmarke» selbst abfeiert. Nur: Der Superlativ stimmt nicht. In der Mitteilung zum Ranking steht deutlich: «Die sympathischste Medienmarke in der deutschen Schweiz ist Google. Sie lässt den traditionsreichen Beobachter knapp hinter sich.» Hinter sich lassen heisst: Der Beobachter steht auf dem zweiten Platz und ist damit nur die zweitsympathischste Medienmarke. Nicht anders verfährt die NZZ am Sonntag. In ihrer Hausmitteilung feiert sie sich als drittsympathischste Medienmarke hinter Beobachter und Radio SRF 1. Würde der tatsächliche Sympathiesieger Google dazugezählt, wäre es nur noch der unspektakuläre und kaum vermeldenswerte Rang vier.

Für die Chefredaktoren der beiden Publikationen war das einerlei. Sie berufen sich auf eine Rangliste, die Publicom als Annex zur Mitteilung mitgeliefert hat, auf der nur die sprachregionalen Medienmarken aufgeführt sind. Dazu Felix Müller, Chefredaktor NZZ am Sonntag: «Es findet sich in der Studie auch eine Auswertung spezifisch für die Kategorie Print. An diese habe ich mich gehalten, zumal ja Google nicht gerade als eigentliche Medienmarke gelten kann.» Eine Unterscheidung, die das befragte Publikum offenbar nicht macht, zumal in seiner Wahrnehmung Google sehr wohl auch als Medienmarke gilt, umso mehr, wenn man unter diesen Vorzeichen dazu befragt wird. Andres Büchi, Chefredaktor Beobachter, sieht inzwischen ein, dass er einen Fehler gemacht hat mit der Nichterwähnung des Gewinners. Zwar hält auch er nicht für vergleichbar, «aber wir hätten Google der Korrektheit halber trotzdem erwähnen sollen. Dass wir das nicht getan haben, war ein Fehler.»

Offenbar löst Google weiterhin Abwehrreflexe aus unter Printleuten. Doch das Böse verschwindet nicht, nur weil man es verschweigt. Dabei wäre es eigentlich ganz einfach: Man hätte dem Gewinner gratulieren und in einem Nebensatz darauf hinweisen können, dass Google vermutlich nicht ganz so populär wäre, ohne den Zugriff auf Inhalte von Medien wie Beobachter und NZZ am Sonntag.