von Nick Lüthi

Äpfel, Birnen, Bärendienst

Nachdem das Schweizer Fernsehen einen Teil seiner Sendungskosten offengelegt hatte, ging das muntere Rechnen und Interpretieren los. So viel steht heute fest: Die Zahlen, und wie sie SRF präsentiert hat, tragen wenig bis nichts zur geforderten Transparenz bei.

Es kam, wie es kommen musste: Der Schuss ging nach hinten los. Mit dem Sammelsurium an Sendungskosten, die das Schweizer Fernsehen als «Transparenz dem Publikum gegenüber» anpreist, schuf der Sender keinerlei Klarheit. Im Gegenteil. Da die Liste unvollständig ist und nur die Kosten von einem Teil der SRF-Sendungen auflistet, bietet sich kein Gesamtbild über den Mitteleinsatz des Service-public-Senders. Entsprechend einfach machte es das Schweizer Fernsehen den notorischen Nörglern und Besserwissern.

Doch SRF befindet sich in einer Zwickmühle: Hätte das Unternehmen der Forderung nach Kostentransparenz nicht stattgegeben und weiterhin auf die Zahlen im Geschäftsbericht verwiesen, wäre dies als Beleg für Intransparenz kritisiert worden. Aber auch mit den jüngst veröffentlichten Zahlen bleibt dieser Vorwurf im Raum. «Nur die halbe Wahrheit» und «Die Zahlen sagen fast nichts» lauteten denn auch die Schlagzeilen in der SRG-kritischen Presse.

Was hätte das Schweizer Fernsehen besser, anders machen können bei der Veröffentlichung der Sendungskosten? Einiges. Oder eigentlich alles.

  • SRF hätte sich vor allem mehr Zeit nehmen sollen. Zum Beispiel bis zur Publikation des Unternehmensergebnisses im kommenden Frühjahr. Als Annex zum Geschäftsbericht wären die Sendungskosten in einem passenden Kontext aufgehoben gewesen. Mit der überhasteten Publikation reagierte SRF auf die aufgeheizte Stimmung während des Abstimmungskampfs um das revidierte Radio- und TV-Gesetz. Mit dem aufkommenden Wahlkampf liess das Interesse an der SRG aber deutlich nach. Mit einer Publikation im nächsten Frühjahr wäre es zudem möglich gewesen, die Programmkosten aller vier sprachregionalen Unternehmenseinheiten (SRG, RTS, RSI und RTR) gleichzeitig zu veröffentlichen und so auch Quervergleiche über die Sprachgrenzen hinweg zu ermöglichen.
  • Auch die Kosten für die Radioprogramme veröffentlichen; das R in SRF steht für Radio und die Unternehmenseinheiten verstehen sich als konvergent, auch wenn das Fernsehen verständlicherweise ungleich stärker im Fokus des öffentlichen und medialen Interesses steht.
  • Sämtliche Sendungen auflisten. Also auch jene, zu denen SRF – aus teils nachvollziehbaren Gründen – keine Zahlen nennen kann oder darf. Und eben erklären, warum nicht alle Kosten auf den Tisch kommen.
  • Weniger Fülltext rund um die Zahlen. Im Zentrum der nun gewählten Darstellungsform stehen die wortreich beschriebenen Sendungsprofile. Die Kosten muss man im Lauftext mit der Lupe suchen.
  • Grafische Aufbereitung der Zahlen. SRF hätte das Know-How im eigenen Haus, komplex erscheinende Daten attraktiv und verständlich darzustellen. Erklärende Grafiken könnten  zudem den privaten Medien für ihre Berichterstattung zur Verfügung gestellt werden.
  • Die Publikation mit proaktiven Kommunikationsmassnahmen begleiten. Wie sich demnächst SRF-Direktor Ruedi Matter in «Hallo SRF!» den Publikumsfragen stellt, hätte ein vergleichbares Format zur Erklärung der Zahlen sicher nicht geschadet.

Natürlich wäre auch damit nicht zu vermeiden, dass Fragen offen bleiben und Kritik folgt. Aber immerhin müssten sich SRF und die SRG nicht vorwerfen lassen, nur ein paar Äpfel und Birnen hingeworfen zu haben. Damit hat das Unternehmen der legitimen Transparenzforderung einen Bärendienst erwiesen.