Gruppenbild ohne Dame
Sieben Männer an der SRG-Spitze – und keine einzige Frau. So sieht die Führungsetage des gebührenfinanzierten Rundfunks in der Schweiz 2011 aus. Dürfen die das? Dumme Frage. Natürlich darf die SRG das. Der SRG schreiben zwar Viele Vieles vor, doch Geschlechterquoten gibt es auch für sie nicht. Und Absichtsverklärungen, wie die Forderung nach Geschlechterparität im Gesamtarbeitsvertrag, sind halt nur Absichtserklärungen.
Ist es klug, wenn die SRG ihr Unternehmen ohne Frauen in Spitzenpositionen führt? Warum macht Mann das? Warum setzen zweifelsfrei kluge Männer das Gremium so zusammen? Ich weiss, diese Fragen sind alt und ich erzähle hier nichts Neues. Doch jetzt muss ich doch wieder ran, schliesslich geht es um unsere SRG..
Bestimmt haben die SRG-Männer an Frauen gedacht und auch bedacht, wie sinnvoll und bereichernd es doch ist, sie in ihrem Gremium zu haben. Aber sie haben wohl einfach keine geeigneten gefunden. Wollten die Frauen nicht? Hat Bascha Mika, die ehemalige Chefredaktorin der Berliner Tageszeitung taz, tatsächlich recht, wenn sie in ihrem Buch «Die Feigheit der Frauen» die These aufstellt: Frauen sind selber schuld, wenn sie es nicht an die Spitze schaffen? Sind Gegenbeispiele, Lis Borner etwa, die Chefredaktorin von Radio DRS, nur die Bestätigung der Regel? Oder fielen die Frauen schlicht und einfach durch die männlichen Netzwerke?
Die Grundfrage bleibt: Dürfen die das? Ja, die SRG darf das. Aber wir würden uns trotzdem freuen, wenn die Männer bald fündig werden und auf dem hübschen, roten SRG-Sofa auch Frauen Platz nehmen. So würde – bei aller Liebe zu Männern – das Bild mehr Freude bereiten. Und die SRG hätte eine Angriffsfläche weniger. Das wäre ihr zu gönnen, es bleiben noch genügend andere Baustellen.
PS: Darf ich als MAZ-Direktorin diese Frage überhaupt stellen und beantworten? Denn ich bin schliesslich nicht unabhängig – ist die SRG doch Mitgründerin und Mitträgerin des MAZ. Trotzdem meine ich: Ich darf.
Sylvia Egli von Matt ist Direktorin der Schweizer Journalistenschule MAZ
Daniel Landwehr 19. April 2011, 13:15
Wahnsinnig mutiger Kommentar. Sie darf.
Christian Bernhart 19. Juli 2013, 15:50
Was ist hier bloss so wahnsinnig mutig. Bin ich ein Depp, dass ichs nicht schnall. Für mich ist das bloss so ein bisschen ironisch, aber nicht zu stark, typisch ausgewogen weil frau an der Spitze der MAZ es mit niemanden verderben will. Trifft sie doch auf diese Männerköpfe immer wieder in den gleichen Mediengremien. Alles in Fragen formuliert, weil frau mit harten Aussagen oder Blosslegungen wohl angeeckt wäre?
Dustbin Fieber 21. April 2011, 13:38
Unsinn! Wenn die SRG-Spitze aus sieben Männern besteht, dann muss die achte Person auf dem Bild ja wohl eine Frau sein. Oder glauben Sie an Ausserirdische?
Nick Lüthi 21. April 2011, 13:49
Scharf beobachtet! Der Verzähler kommt wohl daher, dass der erste Satz im Begleittext zum Bild lautet: «Seit 1. Januar 2011 führt der neue Generaldirektor Roger de Weck zusammen mit sieben Direktoren das Radio und Fernsehunternehmen SRG SSR.» Aber natürlich ist Generaldirektor de Weck auch ein Mann. In dem Sinn sinds natürlich acht Männer.