von Stephanie Rebonati

Das sind Avobamas!

Beim Wahlkonvent der US-Demokraten in Charlotte, North Carolina, gerät unsere Redaktorin Stephanie Rebonati in den Fokus einer Hatcam, trifft einen schwitzenden schwedischen Journalisten und redet mit der USA-Korrespondentin des Schweizer Fernsehens über Avocados, und was diese mit Obama zu tun haben. Derweil gibt es auf dem Klo Hoffnung für die Demokraten.

«Die Frau dort drüben ist ein Magnet», sagt ein Mann mit blondem Haar und Doppelkinn. Auf seinem T-Shirt steht «Change», auf einem Pin auf seiner Brust ist Barack Obama als Luke Skywalker inszeniert und vor ihm liegt ein Chicken Burger. Er zeigt auf eine junge Frau, die einen Helm trägt. Katelyn Polantz von der Nachrichtensendung News Hour (PBS) muss ihre Interviewpartner nicht ansprechen, denn diese kommen direkt auf sie zu. Auf ihrem Helm sind eine Kamera und ein Mikrofon befestigt, die eine Liveübertragung für die PBS-Website generierten. «Meine Hatcam ist cool, was?», sagt die 25-Jährige Reporterin und unterhält sich weiter mit Chris Porter, einem schwulen Delegierten aus Seattle, über die gleichgeschlechtliche Ehe. Draussen regnet es bei 31 Grad Celsius in Strömen, und Republikaner in Plastikpelerinen hieven mannshohe Bilder von blutverschmierten Föten in die Luft und brüllen «Mord».

Schwedische Gereiztheit

Sein Stress rollt in Form von prallen Perlen seine Schläfen hinunter. Der Anblick ist widerlich. Er erklärt einer Volontärin, dass die Medienakkreditierung letzte Woche in Tampa bei den Republikanern viel einfacher gewesen sei: «Innert fünf Minuten hattest du dort deine Medienpässe und wurdest zu einem Medieneingang eskortiert», sagt der grosse blonde Mann und erschrickt, als die zierliche Greisin ihre scharfe Zunge ausrollt: «Das sind Armeeleute, keine Menschen, logisch geht das dort zackzack. Sie wollen zackzack? Gehen sie mit ihrem Freund Mitt spielen». Er kann seine Reaktion kaum kontrollieren. Er lacht und schubst die Greisin kollegial. Sie taumelt, fängt sich und sagt: «Ich werde nie einen Journalisten heiraten.»

Avobamas

Karin Bauer, USA-Korrespondentin des Schweizer Fernsehens, legt die Obama-Köpfe in ihren Strandhut. Draussen hat sie ein Typ verteilt. Die Obama-Köpfe haben Schlitze in ihren Schädeln. Ein Schlitz für Geld macht Obama zum Sparschwein, irgendwie ironisch. Die Korrespondentin legt die Plastikköpfe also in ihren Strohhut, bis jemand fragt, warum es in dieser Hotel-Lobby Avocados in einem Korb gäbe. Einen Moment lang ist es ruhig, dann wird es lustig. Barack Obamas kleiner dunkler Plastikkopf sah aus wie reife Avocados. Die Kunst wird Avobama und im Plural Avobamas getauft.
Bauers Kollege Beat Soltermann, USA-Korrespondent des Schweizer Radios, ist nicht gut gelaunt. Er tigert mit Brille und Rucksack umher und redet energisch ins Telefon. Die Medienpässe seien nicht vorhanden, das Medienbüro geschlossen. Ja, er wisse halt auch nicht. Für ein Gespräch unter Schweizern, so weit weg von Zuhause, hätte er auch keine Zeit: «Ich muss meine Frau suchen, sorry», sagt er und läuft davon.

Ein amerikanischer Rogenmoser

Mann: Mit wem bist du hier?
Frau: Als freie Journalistin. Du?
Mann: Für die Summerville Journal Scene.
Frau: Dein Haar ist krass orange.
Mann: Ist das ein Kompliment?
Frau: Wie du möchtest.
Mann: Vielleicht gibt es in der Schweiz viele rothaarige Menschen.
Frau: Wie kommst du jetzt ausgerechnet auf die Schweiz? Ich bin dort aufgewachsen.
Mann: Meine Eltern stammen aus Sankt Gallen.
Frau: Sprichst du Schweizer Deutsch?
Mann: Nein, ich war noch nie dort.
Frau: Mein Name ist Stephanie, freut mich, dich kennenzulernen.
Mann: Half & Half quasi.
Frau: Ja lustig.
Mann: Ich heisse Stefan Rogenmoser und kann meinen Namen nicht richtig aussprechen, weil ich die Sprache nicht kann. That sucks.

WC-Party

Das hat zwar nichts mit Journalismus zu tun: Im WC im Convention Center gab es eine Party. Sie dauerte den ganzen Tag. Die schwarzen Putzfrauen sangen, rappten und wippten mit den Füssen: «Go Barack go!» Hier gibt es Hoffnung für die Demokraten.