«Projekt 55» findet nur 32 Millionen Franken
Die Suche brachte nicht den gewünschten Erfolg: Anstatt 55 Millionen Franken hat man beim Schweizer Radio und Fernsehen nur 32 Millionen gefunden, die eingespart und andernorts in «strategisch relevante Programmprojekte» investiert werden sollen.
Im letzten November wurden die 2500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Schweizer Radio und Fernsehen SRF aufgefordert, nach Ausgabenposten zu suchen, deren Mittel optimaler verwendet werden könnten. Ziel war es, 55 Millionen Franken einzusparen und das Geld ins Programm zu investieren. Diese Massnahme wurde erforderlich, weil SRF derzeit weder mit höheren Empfangsgebühren, noch mit zusätzlichen Werbeeinnahmen rechnen kann.
Gestern und heute hat SRF-Direktor Ruedi Matter sein Personal über das «Projekt 55» informiert. Anstatt der angestrebten 55 Millionen Franken haben die SRF-Mitarbeiter nur Umlagerungspotenzial von 32 Millionen Franken identifiziert. SRF wertet das gegenüber dem angestrebten Ziel bescheidene Ergebnis nicht als Misserfolg, denn das Projekt laufe weiter, erklärt Andrea Hemmi, Leiterin der Unternehmenskommunikation.
Knapp die Hälfte der freigeschaufelten Mittel will SRF bereits in diesem und dem kommenden Jahr in Programmvorhaben investieren. Insgesamt 14,5 Millionen Franken fliessen in die von SRF produzierte Krimiserie «Der Bestatter» (2,7 Mio.) und trimediale Kulturproduktionen (1,8 Mio.). Weiter werden mit den freigelegten Geldern die Neupositionierung von DRS 2 finanziert (2 Mio.), sowie der Ausbau der Vorabendsendungen auf DRS 1 und DRS 3 (1 Mio.).
Eingespart wird das Geld bei Sendungen, die aus dem Programm verschwinden («Stars», DRS 2 aktuell, Spielfilm am Montagabend), sowie beim Personal. Bis 2014 werden 24 Vollzeitstellen nicht mehr ersetzt, die über natürliche Abgänge frei werden. Des weiteren führen viele kleinere Spar- und Abbaumassnahmen zu den 32 Millionen Franken an Einsparungen. So sollen beispielsweise die Tagesschau-Ausgaben um 13 und 18 Uhr nur noch von einem Regisseur betreut werden, ebenfalls Einsparungen erhofft man sich von einer standardisierten Arbeitsplatzeinrichtung.
Über einen grossen Posten, der massive Einsparungen bringen würde, hat SRF noch nicht entscheiden: Das bisherige Radiostudio Brunnenhof bleibt vorerst bestehen; mit Betonung auf vorerst. Unternehmenssprecherin Andrea Hemmi weist darauf hin, dass die räumliche Zusammenführung der Redaktionen am Standort Leutschenbach ein klarer Vorteil wäre und «eindeutige Einsparungen» bringen würde.
bugsierer 25. September 2012, 18:06
was genau versteht SRF unter „trimediale kulturproduktionen“?
Nick Lüthi 25. September 2012, 23:22
Darunter verstehe ich die grossen, monothematischen Kisten, wie der Themenschwerpunkt zu Jean-Jacques Rousseau.
bugsierer 26. September 2012, 20:31
ah… ja. danke. und was ist daran trimedial?
Vladimir Sibirien 26. September 2012, 21:50
bugsierer, darunter verstehen die Herren die Fusion von Radio, TV und Internet. So eine Art Kinderüberraschung für Medienunternehmen. 🙂
Lars Lager 26. September 2012, 00:31
Das Rechenbeispiel mit den 14 Millionen raff ich nicht… (fehlt da was in der Aufaddierung)
Bei DRS 2 wird zwar DRS2aktuell gestrichen, doch derzeit neu gesucht sind Redaktoren für Morgen und Abend – wo m.E. die Beiträge, welche bisher in DRS2aktuell konzentriert waren, verteilt gespielt werden.
Weg fällt übrigens leider auch Atlas auf DRS 2.
Insgesamt ein seltsam erscheinendes Projekt – Geld wird innerhalb der Programme umgeschichtet. Das kann man auch tun, ohne dafür einen Namen zu erfinden.
Nick Lüthi 27. September 2012, 23:20
Ja, die Aufaddierung ist nicht komplett, weil die Zahlen offiziell nicht mitgeteilt werden von SRF. Ich verstehe die Rechnung so: von den 32 Millionen, die umgeschichtet werden solle, fliessen 14,5 Mio. in diesem und dem nächsten Jahr in Programmprojekte. Die restlichen 17,5 Mio. werden erst längerfristig den neuen Zwecken zugeführt.