Meine Bewerbung als Mitglied der Eidg. Medienkommission
Der Bundesrat sucht für die neue «Eidgenössische Medienkommission» 14 Mitglieder – sie sollen Regierung und Verwaltung künftig in Medienfragen beraten. Schon diesen Frühling soll verkündigt werden, wer dem neuen Gremium unter der Leitung von Professor Otfried Jarren angehört. Höchste Zeit also, sich zu bewerben.
Sehr geehrter Herr Bundespräsident, sehr geehrte Bundesräte
Bedauerlicherweise verpasste ich im November letzten Jahres, dass das Bundesamt für Kommunikation die Einsetzung der Eidgenössischen Medienkommission verlautbart hatte. Nun las ich aber per Zufall erneut davon, im dem Internet zugänglichen Teil der Gewerkschaftszeitung «Edito + Klartext». Eine unverzügliche telefonische Erkundigung bei BAKOM-Mitarbeiter Alfons Birrer ergab, dass sich bereits jetzt «enorm viele Leute» für einen Einsitz in dieser Kommission interessieren. Das solle aber niemand davon abhalten, sich dafür zu bewerben, versicherte mir Herr Birrer, weshalb ich nun genau das tun werde.
Wie ich dem Buch «Die Weisheit der Vielen» entnommen habe, werden Gruppen um so klüger, je grösser, heterogener und in ihren Teilen unabhängiger sie sind. Nun ist die Zahl von 14 Teilnehmern bekanntermassen gesetzt, mindestens vier Frauen oder Männer werden darin Einsitz finden, soll doch jedes Geschlecht zu wenigstens 30 Prozent im Gremium vertreten sein. Ausserdem benötigt es, wie könnte es anders sein in der Schweiz, eine angemessene Repräsentation der Romandie und des Tessins, wenn möglich auch der rätoromanischen Schweiz. Es ergibt sich folgende Lage: 14 «ad personam» Auserwählte sollen nichts weniger als die gesamte Bandbreite der Schweizer Medienbranche vertreten. Ein harter Kampf um die zur Auswahl stehenden Plätze ist zu erwarten, ich gedenke mich mit vollem Einsatz dahinein zu stürzen.
Immerhin eine Personalie, der Präsident, steht schon seit November 2012 fest. Es handelt sich um Professor Otfried Jarren von der Universität Zürich, mit dem ich vor genau vier Jahren in der Neuen Zürcher Zeitung argumentativ die Klingen kreuzte. Während ich durch das in den letzten Jahren neu aufgekommene Internet eine Förderung der Demokratie und des Wettbewerbs zu erkennen glaubte, nahm Professor Jarren die Gründung der eidg. Medienkommission sozusagen vorweg. Er schrieb: «Die Gesellschaftsmitglieder bedürfen der intermediären Instanzen, und deshalb gründen sie laufend neue und setzen für diese Ressourcen ein.»
Nun ja, in diesem Fall setzen die Steuerzahler diese Ressourcen ein, sozusagen als Untergruppe der die intermediären Instanzen bedürfenden Gesellschaftsmitglieder. Vergütet wird jenen, denen es zu den auserwählten 14 gereicht, eine Tagespauschale von 400 Franken sowie die Spesen für die Anfahrt, die Logis und die Kost (gemäss dem Spesenreglement der Bundesverwaltung). Bei vier bis maximal sechs Zusammenkünften wird den 15 Beratenden jedes Jahr also gerade mal 36’000 Franken ausgehändigt. Ich möchte mich dessen unbedacht bewerben, im Dienste der Gesellschaft, aber auch als «Vertreter einer jungen Generation» – schliesslich werde ich gerade mal 38 dieses Jahr, in der Schweizer Medienbranche der Status eines Neuankömmlings. Es wäre mir eine grosse Freude, gemeinsam mit den anderen Auserwählten eigene Entscheide an die Regierung heranzutragen oder aber Entscheide des UVEK genauestens zu überprüfen.
Einige erinnert die Eidg. Medienkommission an die DDR, doch daran möchte man bei einer von der Regierung direkt eingesetzten und bezahlten Kommission nun wirklich nicht denken. Ich bin mir sicher, meine Unabhängigkeit auch dann bewahren zu können, wenn ich vom Staat bezahlt werde; es nehmen ja sogar FDP- und SVP-Parlamentarier Geld an vom Staat – im Namen des Volkes! Weder werde ich mich mit der Sache der SRG, noch mit jener der Verleger gemein machen – Diener sein werde ich einzig und allein der freien und kritischen Öffentlichkeit. Meine Qualifikationen in Medienfragen entnehmen Sie bitte dem Internet, als Kommunikationsfähigkeit in einer multilingualen Gruppe kommt mir zusätzlich vier Jahre solides Schulfranzösisch zugute, dazu eine hinlängliche Beherrschung der englischen Sprache.
Ich gestehe an dieser Stelle gerne, dass es schon immer mein geheimer Wunsch war, Teil einer «ausserparlamentarischen Verwaltungskommission» zu sein und bitte Sie höflich, diese meine Kandidatur auf die sogenannte «Long List» zu setzen, die derzeit, mit noch offenem Ende, was Zeit und Ausmass betrifft, im BAKOM angefertigt wird. Es würde mich ausserordentlich freuen, wenn mein Name auf der sogenannten «Short List» übrig bleibt und ich am Ende der Exekutive in diesen wichtigen Fragen tatsächlich beistehen darf. Aber auch möchte ich alle weiteren Bewerber, die sich imstande sehen, die Landesregierung in Medienfragen zu beraten, dringendst bitten, sich beim Bundesrat direkt oder alternativ bei Alfons Birrer vom BAKOM zu melden, damit eine echte und wahrhaftige Auswahl an potenten Kandidaten gewährleistet ist.
Wie es zum Entscheid gekommen ist, den Präsidenten bereits auszuwählen und welche Konkurrenten dabei berücksichtigt wurden, ist mir nicht ganz klar geworden, doch nichtsdestotrotz bin ich voller Freude und Hoffnung, dass die Auswahl und Verkündigung der vierzehn Kommissionsmitglieder dieses Frühjahr mit allerhöchster Transparenz und Nachvollziehbarkeit verlaufen wird.
Ich verbleibe mit der grössten Hoffnung auf eine faire und genaue, im Zweifel schonungslose Prüfung meiner Bewerbung sowie den allerherzlichsten Grüssen, Ihr
Ronnie Grob