«RSI in Italia» ab 2014
Das Fernsehen der italienischsprachigen Schweiz RSI will ab nächstem Jahr gezielt das Publikum in Italien bedienen. Dafür baut der Sender eine Web-TV-Plattform auf. An den Kosten von 1,4 Mio. Franken pro Jahr beteiligt sich neben der SRG auch der Bund. Das grüne Licht des Bundesrats wird noch vor dem Sommer erwartet.
Bis 2006 erreichte das Tessiner Fernsehen täglich nahezu eine halbe Million Zuschauerinnen und Zuschauer in Norditalien. Über ihre Hausantennen konnten sie das Programm aus der Schweiz empfangen. Mit der Digitalisierung der terrestrischen Übertragung war Schluss damit. Erkundigen sich Italiener heute nach Empfangsmöglichkeiten, finden sie auf der Webseite von RSI eine Mitteilung, wonach es «in keiner Weise möglich» sei, die Sendungen ausserhalb der Landesgrenzen zu verbreiten. Das gilt auch für den Web-Stream, sowie Online-Plattformen wie Wilmaa und Zattoo. Die Suche nach Partnern im italienischen TV-Markt für die Verbreitung des Schweizer Programms verlief ergebnislos. So besteht heute lediglich in grenznahen Landstrichen vereinzelt die Möglichkeit, über DVB-Digitalfernsehen Sendungen aus dem Tessin zu sehen.
Ab 2014 soll sich das ändern und die Italiener wieder in den Genuss von Schweizer TV-Sendungen kommen. Die SRG plant den Aufbau einer Web-TV-Plattform, auf der ausgewählte Sendungen der beiden italienischsprachigen Programme gezeigt werden. Der politische Hintergrund ist die intendierte Symmetrie zum Engagement von Bund und SRG bei TV5 Monde und 3Sat. Nach der Frankophonie und dem deutschsprachigen Ausland soll auch die Italianità mit Fernsehen aus der Schweiz bedient werden.
«Den Akzent werden wir auf Nachrichten, Kultur, sowie Archivbeiträge legen», teilt RSI-Nachrichtenchef Maurizio Canetta auf Anfrage mit. Informationen aus und über die Schweiz sollen die zentrale Achse des neuen redaktionellen Angebots bilden, schreibt Canetta weiter. Eigens für die neue Plattform produzierte Beiträge sind jedoch keine vorgesehen. Ergänzt wird das Videoangebot mit Textnachrichten vom italienischsprachigen Dienst von Swissinfo. Die Auslandplattform der SRG soll auch den technischen Betrieb des neuen Angebots, sowie administrative Aufgaben übernehmen. Für den Aufbau von «RSI in Italia» rechnet man bei der SRG mit rund einer Million Franken. Der Betrieb mit und 5.6 Vollstellen soll pro Jahr 1,4 Mio. Fr. kosten. SRG und Bund würden sich diesen Betrag teilen, wie sie auch die Schweizer Beteiligungen an TV5 Monde und 3Sat und den Betrieb von Swissinfo gemeinsam finanzieren. «Unser Kostenanteil von 700’000 Franken würde ins reguläre Jahresbudget aufgenommen», schreibt SRG-Sprecher Daniel Steiner.
Den Grundstein zum Aufbau eines italienischsprachigen Auslandangebots hat der Bundesrat bereits vor einem Jahr gelegt. In seiner Antwort auf eine Interpellation von FDP-Nationalrat Fulvio Pelli hat die Landesregierung signalisiert, dass er realistische und erfolgversprechende Vorschläge wohlwollend zu prüfen gedenke. Infrage komme aber nur ein Online-Angebot. Der Aufbau eines klassischen Fernsehprogramms sei aus «wirtschaftlichen und finanzpolitischen Überlegungen» unrealistisch. Das nun vorliegende Projekt der SRG hat gute Chancen, den bundesrätlichen Segen zu erhalten. Mit einem Entscheid und der erforderlichen Anpassung der Leistungsvereinbarung zwischen Bund und SRG wird noch vor den Sommerferien gerechnet.
Auch wenn es sich um einen vergleichsweise kleinen Betrag handelt, stellt sich die Frage, ob es sich die SRG angesichts der angespannten Finanzlage überhaupt leisten kann, ihr Programmangebot auszubauen. Der bescheidene Spareffekt, den die SRG mit der Veräusserung von World Radio Switzerland erzielen kann, wird mit dem Aufbau der neuen Plattform wieder verwässert. Da keine Dringlichkeit für «RSI in Italia» besteht, hätte das Projekt vorerst auf der Wunschliste stehen bleiben können. Dagegen spricht allerdings die breite politische Abstützung der Interpellation Pelli, die dem Ausbau zugrunde liegt: Selbst der SRG gegenüber kritisch eingestellte Politiker, wie etwa Filippo Leutenegger, haben den Vorstoss unterstützt.
Heiner Vollborn 27. Juni 2013, 20:16
Angesichts der Tatsache, dass sowohl Prviatfernsehen als auch die öffentlichen Sender von Berlusconi und seinen Gefolgsleuten durchsetzt sind und vorrangig auf deren kommerzielle Interessen ausgerichtet sind, sollte es nicht allzu schwierig sein, für RSI in Italien Fuß zu fassen. Italien hat besseres Fernsehen verdient als das derzeitige Cavaliere-TV!!!