Neuer Name – doppeltes Honorar
Wer vom freien Journalismus leben will, hat’s nicht leicht. Die Honorare sind immer knapper bemessen. Deshalb greifen viele zu Tricks und Kniffs, um über die Runden zu kommen. Dazu zählt auch die multiple Identität.
Wie das Leben so spielt: Seit bald zwei Monaten bin ich nicht mehr nur freischaffende Agrarjournalistin, sondern auch noch Chefredaktorin eines Gartenmagazins. Damit stehe ich plötzlich 50 Prozent meiner Arbeitszeit auf der anderen Seite: nämlich der Seite, die Aufträge für Artikel vergibt und Honorare aushandelt. Das ist hochspannend, zum einen, weil Honorare unter Kolleginnen und Kollegen immer ein heikles Thema sind und man deshalb nie so ganz genau weiss, wo der Level aktuell wirklich liegt. Und zum anderen, weil ich dabei allerhand erstaunliche Erfahrung mache.
Eine Autorin bot zum Beispiel an, unter einem Pseudonym zu arbeiten. Dabei handelte es sich bei ihrem Artikel nicht etwa um das Ergebnis einer Under-Cover-Recherche oder ein Thema, das so heiss ist, dass sie Repressalien befürchten muss, wenn ihr wahrer Name bekannt wird. Sondern vermutlich (ich kann’s nur vermuten, denn das Angebot kam, bevor ich meine Stelle antrat) weil die Autorin offenbar hoffte, sich damit auf lange Sicht Aufträge zu sichern. Das Heikle an den Beiträgen für ein Schweizer Gartenmagazin sind nämlich nicht die Themen oder gar die Recherche, sondern die Herkunft der Schreibenden. Die stammten bis anhin zu einem Grossteil aus dem «Grossen Kanton», also aus Deutschland.
Grundsätzlich wachsen Rüebli und Geranien in Deutschland oder Österreich gleich wie in der Schweiz. Ausdrücke wie Möhren, Gelbe-Rüben, Karotten oder das omnipräsente Eszett statt dem Doppel-s lassen sich problemlos korrigieren. Die Hauptmotivation für ein Schweizer Gartenmagazin zu schreiben, liegt deshalb nicht in den Themen, sondern beim Geld. Da ich ab und zu für ein deutsches Landwirtschaftsmagazin arbeite, kenne ich die deutschen Seitenhonorare aus eigener Erfahrung: Mehr als 100 Euro pro Seite liegen da nicht drin, auch wenn es sich dabei um Spezialistenwissen handelt. Da ist es natürlich lukrativer, einen seitenlangen Artikel für mehrere Hunderte Franken Honorar in die Schweiz zu liefern – zumal es sich bei diesen Angeboten oft auch noch um Zweit- oder Drittverwertungen handelt. Anscheinend sind viele Autoren bereit, dafür ihre Herkunft zu leugnen und sich ein Schweizer Pseudonym zuzulegen. Die besagte Autorin gab jedenfalls an, dass das viele Deutsche so machen würden, die in Schweizer Verlagen Bücher publizieren. Als deutsch-schweizerische Doppelbürgerin mit polnisch angehauchten Nachnamen google ich seither bei jedem Beitrag über ein Gartenthema erst einmal nach dem Autor oder der Autorin, auch wenn der Text angeblich von Schnider, Wyss, Roth, Gerber oder Rüdisühli stammt.
Das Angebot der Autorin habe ich übrigens ausgeschlagen. Nicht wegen der Namensfrage, sondern wegen der Textqualität. Denn die wäre auch mit Pseudonym nicht besser gewesen.
walter sater 12. Mai 2014, 15:12
ja, schlechte text muss man schon doppelt verkaufen, weil wirklich haben will sie keiner. je weniger die branche zahlt, desto schlechter werden natürlich auch die texte, weil alle die es besser können den journalismus verlassen. auch in der schweiz sind die jhonorare in den letzten jahren deutlich unter druck geraten.
hingegen kann man aber gute texte auch mehrfach verkaufen, und muss dann nichtm al seinen namen ändern. allerdings geht das nur unter regionalzeitungen, wo mein bescheidener rekord bei 5 verwertungen liegt. die haben klar gegeneinander abgegrenzte verbreitungsgebiete.
Thorsten Egenolf 18. Mai 2014, 14:33
Was genau wollen Sie dem Leser mit dem Artikel denn mitteilen?
Wo ist der Inhalt, die Aussage?
Wie toll die Honorare in der Schweiz sind (reguliert durch Angebot&Nachfrage, denken Sie mal einen Moment darüber nach!)?
Ihre Inkompetenz auf Fremdschämniveau verdeutlichen (
)?
Auf die Fremdenfeindlichkeit der Schweiz hinweisen?
Sich empören über !mögliche! (selbst dies ist nicht belegt) Zweitverwertungen von Texten, noch dazu von einer Deutschen?
Ihr Text basiert auf – wie Sie schreiben – einer Vermutung und von dieser ausgehend spekulieren, fabulieren Sie munter drauf los, aber kritisieren die Textqualität anderer.
On top wird aus der wilden Spekulation und unbestätigten Vermutung in der Bildunterschrift ein Fakt:“
„