Die MEDIENWOCHE ist ein digitales Magazin für Medien, Journalismus, Kommunikation & Marketing. Die Redaktion beobachtet und begleitet publizistisch die Entwicklung der Branche in der Schweiz, verfolgt aber auch internationale Trends. Neben den redaktionellen Eigenleistungen bietet die MEDIENWOCHE mit dem «Medienmonitor» (zweimal wöchentlich) und der wochentäglichen Rubrik «Auf dem Radar» Lektüreempfehlungen aus nationalen und internationalen Medien.
Wie werden sich die elektronischen Medien in Zukunft entwickeln? Welche technologischen Entwicklungen werden uns in die Zukunft begleiten? Welche Auswirkungen haben diese Entwicklungen auf das Nutzungsverhalten der Konsumenten und welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die Werbewirtschaft?
Angesichts der verbreiteten Nutzung von Messenger-Diensten, wie jene von Facebook oder WhatsApp, suchten Medien nach wegen, ihr Publikum auch dort anzusprechen. Ein Weg dazu sind Chat-Bots. Sie können automatisiert Anfragen erledigen und etwa Artikel zu einem vorgeschlagenen oder gewünschten Thema servieren. Das Fachmagazin Digiday hat sich bei grossen internationalen Verlagen umgehört und festgestellt, dass Chat-Bots nur beschränkt auf Interesse stossen. Mehrere Medien wie der «Guardian» oder die Washington Post haben ihre diesbezüglichen Aktivitäten nach eher ernüchternden Erfahrungen zurückgefahren. Prominenter Anbieter, der weiter auf Chat-Bots setzt, ist die News-Plattform Quartz.
Wer Twitter via Web oder mit der offiziellen App nutzt, kriegt den Nachrichtenstrom algorithmisch vorsortiert präsentiert; nicht nur aktuelle Kurzmeldungen werden angezeigt, sondern auch solche, die Twitter für passend hält. Bis jetzt gab es eine grosse und gar nicht geheime Hintertür, den Twitter-Feed weiterhin streng chronologisch geordnet zu nutzen. Apps wie Tweetbot, Tweetdeck oder Twitterrific boten diese Nutzungsmöglichkeit. Auch war Twitter in diesen Apps werbefrei. Damit ist nun Schluss: Twitter dreht den Drittentwicklern den Saft ab, respektive verlangt dafür prohibitiv hohe Gebühren, die man nie an die Endnutzer weitergeben könnte. Der Schritt lässt sich zusammenfassend so erklären: «Solange es ums Wachstum geht, sind externe Apps genehm. Sobald sie das eigene Geschäftsmodell untergraben, geht es ihnen an den Kragen», schreibt Dennis Horn im WDR-Blog Digitalistan.
Am 20. August findet ein entscheidendes Hearing statt. Die Wettbewerbskommission (Weko) diskutiert, ob der Medienkonzern Tamedia den Werbevermarkter Goldbach vollständig übernehmen darf. Die Tamedia, die schon eine Mehrheit der Goldbach-Aktien aufgekauft hat, ist beunruhigt. Sie fürchtet ein Verbot, da sich das Sekretariat der Weko im Juni in seiner vorläufigen Beurteilung gegen die Übernahme ausgesprochen hat.
Die Social-Media-Plattform wird zum Sportsender: Facebook wird in den kommenden drei Saisons 380 Partien der ersten Fussballiga Spaniens seinen Nutzern in Indien, Afghanistan, Bangladesch, Bhutan, Nepal, die Malediven, Sri Lanka und Pakistan live, kostenlos und werbefrei zeigen. Mathias Peer vom Handelsblatt erklärt den Schritt so: «Die Fussballrechte könnten dem Konzern nun dabei helfen, gleich zwei Ziele auf einmal zu erreichen: dem zuletzt abgeflauten Nutzerwachstum neuen Schwung zu geben und die Verweildauer auf der Plattform zu erhöhen.»
Unter dem Titel «Die Industrialisierung des Journalismus ist dessen Tod» geisselte jüngst der Publizist Matthias Zehnder den Newsroom als Inbegriff eines industrialisierten, seelenlosen Journalismus. Aktueller Hintergrund der Wortmeldung ist der vorgesehene Umzug der SRF-Radioredaktionen aus dem Studio Bern in den TV-Newsroom in Zürich. Zehnder löste damit Widerspruch aus. Alexandra Stark, die selbst mehrere Zeitungsredaktionen bei der Einrichtung neuer Newsrooms beraten hat, kritisiert einen verengten Newsroom-Begriff. Sie sieht darin zuerst einmal «eine Organisationsform, die es erlaubt, den Output journalistischer Inhalte über verschiedene unter einer Marke angebotenen Kanäle besser zu koordinieren.» Natürlich lasse sich mit Newsrooms «viel Unfug» anstellen, aber das sei nicht das Problem der Newsrooms an sich. Worauf Matthias Zehnder wiederum antwortete, der Newsroom konditioniere den Journalismus in jedem Fall: «Ein Newsroom befördert bestimmte Arten des Erzählens und deshalb bestimmte Geschichten.»