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Begehrt, bemängelt, geschmäht – Journalismus

Begehrt, bemängelt, geschmäht – Journalismus

Seit es die gesellschaftliche Erwartung gibt, dass von einer Position der Unabhängigkeit aus alles Wichtige objektiv und aktuell allen mitgeteilt wird, sehen sich diejenigen, welche diese Aufgabe übernehmen, mit Vorwürfen konfrontiert, sie würden ihrer Rolle nicht gerecht und ihre Position missbrauchen.

Weitere Beiträge aus diesem Dossier

Wieder ein Trump-Terminus als Unwort des Jahres

Der Entscheid, «Alternative Fakten» zum deutschen Unwort des Jahres zu küren, erfolgte nicht zuletzt mit Blick ins englischsprachige Ausland. Die Jury habe sich mit der Wahl in eine internationale Riege eingereiht, sagt Jurymitglied und Linguist Anatol Stefanowitsch. So hat die American Dialect Society im vergangenen Jahr die englische Entsprechung «alternative facts» zum «Euphemismus des Jahres» gewählt. In Australien wurde der Terminus zum «Schlimmsten Wort des Jahres» bestimmt. Dass in den letzten Jahren vermehrt Begriffe gekürt wurden, die den Wahrheitsbegriff strapazieren, habe damit zu tun, dass es «international ein sehr ähnliches Gefühl gibt: dass uns die Wirklichkeit irgendwie entgleitet», so Stefanowitsch.

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Wie in Russland Journalismus überflüssig gemacht wird

«Das Ziel des Kreml besteht darin, den Beruf des Journalisten überflüssig zu machen», sagt der russische Journalist und Geheimdienstexperte Andrej Soldatow im Interview mit Steffen Dobbert von der «Zeit». Von der Auflösung des Journalismus sei man in Russland gar nicht mehr weit entfernt. Ein System von Einschüchterung und Zensur vermittle dem einzelnen Journalisten, dass er eh nichts bewegen könne, etwa durch kritische Recherche. Die Folgen sind absehbar: «Wenn Journalismus nichts mehr verändert, weshalb dann überhaupt noch kritischen Journalismus betreiben? Das fragen viele Kollegen sich. Dann lieber aufgeben, denken sie. Dass sie so denken, ist ein Ziel der Regierung.»

Ein Fall, den es so nicht geben sollte

Wann handelt es sich um eine journalistische Recherche, die Machtmissbrauch aufdeckt? Und ab wann ist es Pranger-Journalismus, bei der eine öffentliche Person medial hingerichtet wird? Nina Fargahi zu #MeToo und zum Fall Werner de Schepper. Die Journalistin Michèle Binswanger und ihr Kollege Mario Stäuble haben im «Tages-Anzeiger» schwere Vorwürfe erhoben gegen Werner de Schepper, Ex-Chef Weiterlesen …

Der Murks mit der Medienpolitik

Wer wissen will, woher der betrübliche Zustand der heimischen Medienlandschaft rührt, liest mit Gewinn den kurzen historischen Abriss zu den letzten vierzig Jahren Medienpolitik und -entwicklung in der Schweiz von Urs Meier im Journal 21. Kundig und faktenreich zeichnet Meier den Gang einer «gut eidgenössischen Pflästerlipolitik» nach, die den Umgang mit den Medien seit je her kennzeichnet. Chancen für einen grossen Schritt nach vorn liess man links liegen. Etwa dann, als ums Jahr 2000 den Privaten der Spielraum hätte zugestanden werden können für eine freie Entfaltung auf dem Markt, bei einer gleichzeitigen kommerziellen Zurückbindung der SRG. «Das Vorbild hierzu gab es längst: das britische Modell mit BBC und Privaten», schreibt Meier. Aber: «Wie bekannt, kam es anders.» Es folgte ein Murks nach dem andern. Ein überfrachtetes Radio- und Fernsehgesetz, eine unsoziale Haushaltabgabe und jetzt «No Billag». Meiers Bilanz: «Die Medien sind wahrhaftig zu wichtig, um politisch auf diesem Niveau traktiert zu werden.»

Telegram & Co.: Katz-und-Maus-Spiel im Netz

Messengerplattformen wie Telegram oder WeChat dienen Medienschaffenden in autoritär regierten Staaten als wichtige Werkzeuge, um staatliche Zensur zu umgehen. Doch ihr Potenzial als Nachrichtenquelle ist beschränkt und entfaltet sich nur so lange das Regime mitspielt, wie aktuelle Beispiele aus Iran, Russland und China zeigen. Als nach den Präsidentschaftswahlen 2009 im Iran die «Grüne Bewegung» auf Weiterlesen …

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