«Deville» machts vor
Die Ombudsstelle und die Unabhängige Beschwerdeinstanz wünschen eine prominentere Sichtbarkeit ihrer Arbeit in den Programmen von Schweizer Radio und Fernsehen. SRF signalisiert Bereitschaft, mit «Hallo SRF» eine Plattform zu bieten.
Eigentlich ist die Situation gar nicht so schlecht. Aber sie könnte besser sein, zumal das Programm des öffentlichen Radios und Fernsehens auch in Sachen Fehlertransparenz höchsten Ansprüchen genügen sollte. Rügt der Ombudsmann eine Redaktion von Schweizer Radio und Fernsehen SRF oder heisst die unabhängige Beschwerdeinstanz UBI eine Beschwerde gut, erfährt heute das Publikum nicht zwingend in den beanstandeten Sendungen davon.
Vorbildlich handelte jüngst «Deville». Die Spätabendsendung verstiess Ende November gegen das redaktionelle Vielfaltsgebot und verkam in den Augen von Ombudsmann Roger Blum streckenweise zu einer «Propagandasendung für die Atomausstiegsinitiative». Gastgeber Dominic Deville reagierte umgehend nach der Veröffentlichung der Rüge und lieferte in seiner nächsten Sendung – ganz der Satiriker – ein paar witzig gemeinte Statements pro Kernenergie, damit die politische Ausgewogenheit wieder ins Lot kommt. So erfuhr das Publikum an Ort und Stelle von der Fehlleistung und von der Kritik des Ombudsmanns.
Auch andere Redaktionen informieren über festgestellte Fehlleistungen. Noch lieber aber, wenn der Ombudsmann eine Beanstandung nicht unterstützt. In der Regel geschieht dies auf der Website der gerügten Sendung. Es kommt aber auch immer wieder vor, dass SRF-Redaktionen nur am Verfahren mitwirken und ihren Standpunkt dem Ombudsmann gegenüber erklären ohne später in der eigenen Sendung darüber zu informieren. Wer sich für das Ergebnis interessiert, muss dann die Website der Ombudsstelle konsultieren.
Falls ein Thema grössere Wellen wirft, berichten auch die privaten Medien darüber und erreichen so ein breiteres Publikum, wie etwa aktuell im Zusammenhang mit der «Arena»-Sendung vom 24. Februar. Bei der Ombudsstelle sind dazu bisher 250 Beanstandungen eingetroffen. Aufgrund des grossen öffentlichen Interesses darf man davon ausgehen, dass SRF in der einen oder anderen Form auch den Schlussbericht von Ombudsmann Roger Blum thematisieren wird. Wie das geschehen soll, will die «Arena»-Redaktion zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Wenn es nicht die «Arena» selber macht, dann gibt es noch die Möglichkeit, dass die News-Redaktion von SRF den Fall thematisiert. Das war auch der Fall nach der Rüge an der «Schawinski»-Sendung mit Andreas Thiel.
Eine rechtliche oder reglementarische Verpflichtung, in der betroffenen Sendung über eine Beanstandung zu informieren, gibt es nicht. Der amtierende Ombudsmann würde eine solche Regelung aber begrüssen. Roger Blum findet, dass «die Stellungnahmen der Ombudsstelle wie auch die Entscheide der Unabhängigen Beschwerdeinstanz UBI eigentlich in den jeweiligen Programmen und auf deren Websites mitgeteilt werden müssten».
Ähnlich sieht es die UBI, an die sich wenden kann, wer mit der Stellungnahme der Ombudsstelle nicht zufrieden ist. Auch sie fände es angebracht, wenn Sendungen die Kritik der Programmaufsicht aktiv und kontinuierlich thematisierten. Man diskutiere gegenwärtig darüber, wie das besser zu erreichen wäre, teilt Pierre Rieder auf Anfrage mit. Der Jurist und Leiter des UBI-Sekretariats weist aber auf eine hohe Hürde hin: Eine gesetzliche Verpflichtung, die Entscheide der Programmaufsicht zu veröffentlichen, käme einem Eingriff in die Sendetätigkeit gleich und wäre deshalb schwierig zu rechtfertigen. Darum wird es wohl auch künftig den betroffenen Redaktionen selbst überlassen sein, wie transparent sie es mit der Fehlerkultur halten.
Bei SRF zeigt man sich nicht abgeneigt, systematischer über die Arbeit von Ombudsstelle und UBI zu berichten. «Tatsächlich sind wir daran, im Rahmen von ‹Hallo SRF› die Schlussberichte des Ombudsmannes miteinzubeziehen», erklärt TV-Chefredaktor Tristan Brenn auf Anfrage. Die Sendung für den Publikumsdialog könnte damit an Profil gewinnen, behandelte «Hallo SRF» doch bisher mehrheitlich Detailfragen zur Programmgestaltung. Genaueres ist heute über die angedachte Neuerung noch nicht zu erfahren. Auch steht kein Sendetermin fest für eine nächste Ausgabe der Sendung.