Die MEDIENWOCHE ist ein digitales Magazin für Medien, Journalismus, Kommunikation & Marketing. Die Redaktion beobachtet und begleitet publizistisch die Entwicklung der Branche in der Schweiz, verfolgt aber auch internationale Trends. Neben den redaktionellen Eigenleistungen bietet die MEDIENWOCHE mit dem «Medienmonitor» (zweimal wöchentlich) und der wochentäglichen Rubrik «Auf dem Radar» Lektüreempfehlungen aus nationalen und internationalen Medien.
Mit dem «Digital Services Act» und dem «Digital Markets Act» hat die EU-Kommission kurz vor Weihnachten einen grossen Wurf lanciert: Das Gesetzgebungspaket soll den digitalen Raum umfassender regulieren als bisher.
Die Behauptung macht schon länger die Runden: Die Nutzerschaft von Facebook überaltert, Junge verlieren das Interesse an der Social-Media-Plattform und wandern zu jüngeren, hipperen Diensten ab. Nur: Stimmt die Aussage? «Es gibt keinen Datensatz, der diese These belegt», schreibt Isabell Prophet auf t3n.de. Die Journalistin zeigt, wie die Mär mit der Überalterung in die Berichterstattung fand, ausgehend von einem «Social Media Atlas» der PR-Agentur Faktenkontor. Aus den Zahlen könnte man aber genauso gut das Gegenteil herauslesen. «Die treffendere Überschrift wäre: Facebook laufen immer mehr Teenager weg», zitiert Prophet die Hamburger Medien-Marktforscherin Sandra Gärtner.
Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung nutzt das Internet. Vier Milliarden Menschen haben damit fast unbegrenzten Zugang zu Informationen – zumindest in der Theorie. Tatsächlich versuchen immer mehr Länder auf der Welt, diese Möglichkeit einzuschränken und missliebige Meinungen zu unterdrücken.
Geht es um die Einmischung Russlands in die US-Politik, ist schnell die Rede davon, wie Russland Social-Media-Plattformen für seine Propaganda «missbrauche». Joshua A. Geltzer, Rechtsprofessor an der Georgetown Universität, wehrt sich gegen diese irreführende Beschreibung. Russische Kreise hätten Facebook und Twitter genau so genutzt, wie die Unternehmen das vorsehen. Also nicht «missbraucht», sondern einfach gebraucht, wie wir das alle tun. Was auch heisst: Die Plattformen können nicht einfach irgendwelche Hintertüren schliessen, die missbräuchlich genutzt wurden, wenn sie solche Aktivitäten unterbinden möchten, sondern müssten zentrale Funktionen abschalten. Auswege? Transparenz über die Algorithmen und ein aktiveres Eingreifen von Facebook & Co. gegen offensichtliche Missbräuche und Verstösse gegen die Hausregeln.
Der Aufschrei war laut als Facebook bekannt gab, Beiträge von redaktionellen Medien im Newsfeed fortan nicht mehr prominent anzuzeigen – es sei denn, der Algorithmus erkenne sie als «meaningful interaction», als bedeutsame Interaktion. Andreas Rickmann, verantwortlich für Social-Media bei der «Bild», hat in seinem Blog zusammengestellt, wie Medien, trotz der Zurückstufung durch Facebook, weiterhin mit ihren Inhalten im Newsfeed präsent sind. Das Fazit seiner Umfrage bei grossen Publishern in Deutschland: Wenn die Community mit den Inhalten interagiert, also kommentiert und teilt (und auch dort wieder kommentiert), steigen die Chancen auf Sichtbarkeit. Viele Klicks allein bringen nichts.
Eigentlich kann man sich fragen: Warum erst jetzt? Noch vor dem Sommer will Facebook in der Schweiz ein neues Angebot für die Jobsuche starten. Stefan Mair von der Handelszeitung sieht im Markteintritt des blauen Riesen die «lange befürchtete Attacke des grössten sozialen Netzwerks auf Portale wie LinkedIn und Jobs.ch». Ob es Facebook schaffen wird, den Markt aufzumischen, steht indes auf einem anderen Blatt. Schiere Grösse allein garantiert noch keinen Erfolg. Ausserdem mangelt es in der Schweiz nicht an erfolgreichen Angeboten auf dem Markt. Facebook sieht sein Potenzial darin, kleine und mittelgrosse Unternehmen während des gesamten Bewerbungsprozesses zu begleiten. «Firmen können mit Bewerbern kommunizieren, etwa Gesprächstermine abmachen und Reminder verschicken», teilte das Unternehmen mit.
2018 entwickelt sich zum Jahr des Techlash. Die Wortschöpfung aus Technologie und „Backlash“ (Gegenreaktion), umfasst drei Phänomene: die Kritik an der Marktmacht von Internet-Konzernen wie Google, Amazon und Facebook. Das Unbehagen über die sozialen Folgen von Smartphone-Dauernutzung und den ruppigen Ton im Netz. Und die Furcht vor Zukunftstechnologien wie KI und filigrane Robotik.
Plattformen wie Amazon, Google und Facebook haben eine natürliche Tendenz zum Monopol, sagt Ökonom Nick Srnicek. Es gebe gute Beispiele, wie ihre Macht gebrochen wurde.