von Miriam Suter

The Good, The Bad & The Ugly LIV

Republik, NetzCourage, SRF Sport

The Good – Die Republik ist da, um zu bleiben

Bereits im letzten Sommer war die Republik ein selbsttragendes Unternehmen, im Juni 2021 konnte es das Geschäftsjahr sogar mit einem Überschuss von 1,1 Millionen abschliessen. Aktuell verzeichnet das Onlinemagazin mit dem exakt richtigen Mass an Pathos rund 29’000 Abonennt*innen und Mitgliedschaften – 2000 mehr als nötig.

Dass die Republik solche Zahlen schreibt – in einer Zeit, in der andere Medien immer mehr mit Leser*innenschwund kämpfen und sich im Boxring der Medienförderung zu einem grossen Teil lieber gegenseitig aufs Dach geben, statt sich um ihren Journalismus zu kümmern –, dürfte nicht zuletzt am «Covid-19-Uhr-Newsletter» liegen, den die Redaktion kurz nach dem Start der Pandemie ins Leben gerufen hat: Die Journalist*innen lieferten in diesem kostenlosen Format jeden Tag unaufgeregt Tipps, schrieben persönliche Essays und führten immer wieder kurze Interviews mit Expert*innen. Nach einem halben Jahr Pause hiess es dann Mitte September, nachdem man damit gerechnet hatte, den Newsletter definitiv eingestellt zu haben: «Da sind wir wieder, verdammt.» Seither wird der Covid-Newsletter wieder jeden Montag verschickt.

The Bad – NetzCourage verliert Promi-Präsidium

Am Freitag kurz nach dem Mittag gab der Verein Netzcourage per Medienmitteilung bekannt, dass sich sowohl die SP-Politikerin Tamara Funiciello als auch Greta Gysin von den Grünen im gegenseitigen Einverständnis mit der Geschäftsleiterin Jolanda Spiess-Hegglin als Co-Präsidentinnen zurückziehen. Die Gründe dafür werden nicht konkret genannt: «​​Ihre Vorstellungen über die Ausrichtung des Vereins decken sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit den Vorstellungen der Geschäftsführerin», steht in der Mitteilung. Das lässt zumindest vermuten, dass den beiden Rücktritten persönliche Differenzen zugrunde liegen.

Das kann natürlich passieren und wäre an sich nicht weiter schlimm, jedoch: Wenn sich gleich zwei Parlamentarierinnen aus vielleicht persönlichen Gründen ihre Engagements zurückziehen, verliert der Verein, der sich gegen Hass im Netz und für die Betroffenen einsetzt, einen Grossteil seiner politischen Unterstützung. Ausser die Unterstützung der SVP – die hatte er nie. Und die Partei weibelt schon seit längerem dafür, dem Verein Gelder zu streichen. Nun könnte es in Bezug auf die erst kürzlich erhaltenen Bundesunterstützungsgelder in Zukunft aber tatsächlich klamm werden. Es bleibt zu hoffen, dass das «Bad» diese Woche ein scheuer Blick in eine dystopische Zukunft bleibt – denn, immerhin, Funiciello selbst sagte zum Tages-Anzeiger: «NetzCourage hat massgeblich dazu beigetragen, dass ich heute noch Politik mache.»

The Ugly – SRF übernimmt PR-Video von Red Bull

In einem Steinbruch im deutschen Oetelshofen kämpften am Wochenende rund 400 Teilnehmende eines Mountainbike-Rennens um den Sieg. Die Stimmung ist aufgeheizt, das Adrenalin kocht hoch – und dann folgt der Kameraschwenk auf den grossen Schluck eines Teilnehmers aus einer Dose Red Bull, dem Hauptsponsor des Rennens. Der Getränkehersteller hat das PR-Video vergangene Woche auf seiner Website veröffentlicht. So weit, so normal.

Bloss: Die gleichen Szenen folgten kurze Zeit später in einem Beitrag von SRF-Sport, die Redaktion schien sich nicht einmal die Mühe zu machen, die Szene mit der offensichtlichen Red-Bull-Werbung herauszuschneiden. Wie bitte? Warum wird ein Video, das klar als PR für Red Bull gedreht wurde, nicht als solches gekennzeichnet und unbearbeitet in einem journalistischen Beitrag verwendet?

Auf Anfrage der MEDIENWOCHE sagt Susan Schwaller (Bild oben), Chefredaktorin von SRF Sport: «Das Bildmaterial wurde SRF Sport via Video-Agentur lizenz- und kostenfrei zur Verfügung gestellt. Es bestanden keine Verpflichtungen bezüglich Bildnachweis gegenüber dem Urheber des Bildmaterials». Seitens der Agentur vielleicht nicht, seitens Verantwortung gegenüber dem SRF-Publikum und den journalistischen Leitlinien aber auf alle Fälle.