von Redaktion

Vier Spitzenpositionen ausgewechselt

In den letzten Wochen haben vier Akteure der schweizerischen Medienlandschaft ihr Spitzenpersonal ausgewechselt. BAKOM und Presserat setzten auf Kontinuität, das MAZ – und insbesondere der Verlegerverband – überraschten mit ihren Neubesetzungen.

Als Geschäftsührerinnen und Direktoren werden die frisch Gewählten ab dem kommenden Jahr wichtige Posten im Umfeld von Ausbildung, Regulierung, Selbstkontrolle und Medienpolitik bekleiden. Ihr Einfluss und Erfolg hängt nicht zuletzt davon ab, ob sie über die rein verwaltenden Aufgaben hinaus auch neue Akzente zu setzen vermögen – und dafür auch bereit sind, gewisse Risiken einzugehen. Das sind die vier Neuen:

Verband Schweizer Medien
Verena Vonarburg, Direktorin

Person:
Mit der Wahl von Verena Vonarburg (46) zu seiner neuen Direktorin sendet der Verband Schweizer Medien ein deutliches Signal aus: Vonarburg ist nicht Juristin wie ihre Vorgänger, sondern Journalistin. In der Vergangenheit zeigte der Verlegerverband wenig Gespür für die Anliegen der Medienschaffenden. Mit der neuen Direktorin hat die Journalismuskompetenz einen Quantensprung erfahren. Verena Vonarburg bringt zudem wichtige Lobby-Erfahrung mit. Seit rund zwei Jahren arbeitet sie als Senior Consultant bei der PR- und Public-Affairs-Agentur Furrer, Hugi und Partner. Nicht ganz unerhebliches Detail: Die Agentur hat auch ein Lobby-Mandat der SRG, dem «Erzfeind» der Verleger.

Institution:
Dem abtretenden Geschäftsführer des Verbands Schweizer Medien hat man den Abgang leicht gemacht. Urs F. Meyer verhandelte mit dem Journalistenverband impressum über eine sozialpartnerschaftliche Annäherung. Das Präsidium interessierte sich aber nicht die Bohne dafür und gab das Meyer coram publico am Verlegerkongress zu verstehen. Die Episode zeigt, wie klein der gemeinsame Nenner unter den Deutschschweizer Zeitungsverlegern bisweilen ist. Was auch nicht weiter überrascht, bei so unterschiedlichen Unternehmen wie Tamedia und Wohler Anzeiger in ein und derselben Organisation. Die Direktorin steht mit ihrer Arbeit permanent im Spannungsfeld zwischen den Interessen von Grosskonzernen, Patron-geführten regionalen Medienhäusern und Kleinstverlagen und muss gegen aussen ein möglichst kohärentes Bild der Verleger vermitteln. (Nick Lüthi)

Journalistenschule MAZ
Diego Yanez, Direktor

Person:
Mit Diego Yanez (55) fiel die Wahl des neuen MAZ-Direktors auf einen gestandenen Fernsehmann. Yanez hat die längste Zeit seines Berufslebens beim Schweizer Fernsehen gearbeitet, heute als Chefredaktor. Der Personalentscheid kann kaum als Zeichen des Aufbruchs gelesen werden: Yanez ist ein Mann über 50, der zehn Jahre vor der Pensionierung seine vermutlich letzte neue Stelle antritt. Ausserdem steht seine Berufserfahrung als langjähriger SRG-Angestellter im Gegensatz zur Realität des Gros der MAZ-Absolventen, die sich auf dem volatilen Print- und Online-Markt behaupten müssen.

Institution:
Das MAZ ist unbestritten die Nummer eins in der praktischen Medienausbildung in der Deutschschweiz. Zu diesem Ruf hat Sylvia Egli von Matt als Direktorin in den letzten 15 Jahren massgeblich beigetragen. Egli von Matt vertrat die Institution mit grossem Engagement und Sachkompetenz gegen innen und aussen. Ihr Nachfolger tritt in grosse Fusstapfen, umso mehr, als dass die anstehenden Aufgaben nicht weniger anspruchsvoll werden: Neben der Ausgestaltung der Ausbildung in einem sich rasant wandelnden Berufsumfeld, ist beim MAZ immer wieder die Finanzierung ein Thema. Erst vor einem Jahr konnte nur dank einem Kompromiss verhindert werden, dass der Kanton Luzern seinen Finanzierungsanteil streicht. Solche Übungen beanspruchen Ressourcen, die dann im Kerngeschäft fehlen. (Nick Lüthi)

Bundesamt für Kommunikation (BAKOM)
Philipp Metzger, Direktor

Person:
Der neue BAKOM-Direktor muss im Fernmeldegesetz genauso sattelfest sein wie im Radio- und Fernsehrecht. Zusätzlich gefordert sind medienpolitische Sensibilität und ein vertrauter Umgang mit Verwaltungsbehörden. Seit Kurzem besitzt das BAKOM auch Kompetenzen im Bereich Post. Philipp Metzger (49) ist der frühere Leiter der Telekomabteilung des Bundesamts und liess sich nach einem kurzen Abstecher zur Internationalen Fernmeldeunion ITU für den Direktorenposten zum BAKOM zurückholen. Metzger gilt als vernünftig und angenehm im Umgang und als durchsetzungsfähig. Er besitzt Erfahrung in der internationalen Verbands- und Verwaltungslandschaft und hat einen juristischen Hintergrund als Rechtsanwalt.

Institution:
Das BAKOM ist die Aufsichtsbehörde der Telekomfirmen und der konzessionierten Radio- und TV-Programmveranstalter. Es ist weniger eine Regulierungsinstanz mit eigenen Entscheidungsbefugnissen als eine vorbereitende und umsetzende Behörde für das Departement UVEK und für die unabhängige Kommunikationskommission (ComCom). So etwa in der laufenden Gesetzesrevision, die im Radio- und Fernsehgesetz von der Geräteabgabe zu einer Haushaltsabgabe führen soll. Dem hervorragenden Ruf von Metzgers Vorgänger, dem Verfassungs- und Medienrechtler Martin Dumermuth, ist es zu verdanken, dass das BAKOM als Kompetenzzentrum für Kommunikation in der Bundesverwaltung anerkannt ist. Also auch hier grosse Fusstapfen. (Philip Kübler)

Schweizer Presserat
Ursina Wey, Geschäftsführerin

Person:
Fast gleichen Alters wie Metzger, und ebenfalls Anwältin, ist Ursina Wey (50), die ab 2014 Martin Künzi als Geschäftsführerin des Presserates ablösen wird. Künzi hat über eine gefühlte Ewigkeit im Hintergrund der Beschwerdeinstanz gewirkt und kennt die Hunderten von Entscheiden so gut wie kaum einer. Wenn man das Stelleninserat des Presserats liest, darf man von Ursina Wey auch eine strategische Weiterentwicklung und eine stärkere Repräsentation des Presserates erwarten.

Institution:
Eifrig genutzt wird die Beschwerde an den Presserat. Das Publikum kann kostenlos und niederschwellig an eine Brancheninstitution gelangen und kommt so zu einer kritischen, meist gut argumentierten Stellungnahme. Was die Medien mit den Stellungnahmen machen, ist eine andere Frage. Das Beschwerdeverfahren ist das einzige nennenswerte Produkt des Presserates geblieben. Daneben gelang ihm bisher wenig Ausstrahlung. Medienauftritte sind selten geworden im Vergleich mit dem Zeiten, als Peter Studer und zuvor Roger Blum das Präsidium innehatten (heute Dominique von Burg, in der Deutschschweiz wenig bekannt). Ursina Wey wird wie Martin Künzi sowohl als besonnener Kopf wie auch als emsige Hand der Beschwerdeinstanz wirken müssen. Doch Künzi hatte sich noch als Sekretär bezeichnet, und Wey ist Geschäftsführerin: eine Chance. (Philip Kübler)