The Good, The Bad & The Ugly XLI
Reportagen, 20 Minuten, Redaktion Tamedia
The Good – «Wir müssen ihm nicht glauben, um ihm zuzuhören»
Auf 27 Seiten und zu 90 Fragen spricht Claas Relotius im «Reportagen»-Magazin erstmals über den Skandal, mit dem er 2018 die Medienwelt auf den Kopf gestellt hat. Und vor allem spricht er über seine psychische Erkrankung, die er als Auslöser für sein Verhalten sieht. Ein Jahr lang haben «Reportagen»-Chefredaktor Daniel Puntas Bernet und die Reporterin Margrit Sprecher immer wieder mit Relotius selber, mit Familie und Freund*innen, mit seinem Psychologen und ehemaligen Studienkolleg*innen gesprochen.
Das Interview schickt mich als Leserin auf eine emotionale Achterbahn: Gehe ich Relotius schon wieder auf den Leim und er hat alles erfunden, um jetzt die Mitleidstour zu fahren? Und dann wieder: Shit, der Arme, wie hat er das alles ausgehalten?
Man habe sich überlegt, ob es richtig sei, das Interview zu veröffentlichen, sagt Daniel Puntas Bernet im Gespräch mit der MEDIENWOCHE. Und er habe sich auch gefragt, ob man einen Kranken nicht in erster Linie schützen müsse. Ein paar Mal habe er Relotius selber «völlig von der Rolle» erlebt und sei sich selbst dann nicht sicher gewesen, ob er ihm glauben könne. Schliesslich haben sich Puntas Bernet und Sprecher, die beiden Journalist*innen, aber dafür entschieden, dass es richtig ist, das Gespräch zu veröffentlichen: «Wir wollten die Hochstaplerthese nicht unwidersprochen stehen lassen, sondern ihm die Chance geben, sich zu äussern, wenn er das möchte. Denn: Wir müssen ihm nicht glauben, um ihm zuzuhören.»
The Bad – Oops, «20 Minuten» did it again
Bereits im Februar haben wir darüber berichtet, wie mehrere Medien über Eric Webers sexistischen und rassistischen Ausfall vor laufender Kamera berichtet und das Video veröffentlicht haben. Der «Blick» entfernte damals immerhin das Video nach unserer Anfrage. Nun geht es weiter, Eric Weber meldet sich zurück – und «20 Minuten» berichtet wieder darüber.
Weber will nach Rumänien auswandern, aus dem Basler Grossrat zurücktreten und das an der Sitzung am kommenden Mittwoch verkünden. Die Rede, die er dafür geschrieben hat, wurde «20 Minuten» zugespielt. Die Redaktion bastelte daraus ein knapp zwei Minuten langes Video, in dem auch ältere Aufnahmen von Webers wirren Auftritten zu sehen sind. Wir stellen nochmal die Frage: Warum bietet man einem rechtsextremen Wirrkopf, den man auch Nazi nennen darf, eine derartige Plattform? Die Antwort von «20 Minuten»-Chefredaktor Gaudenz Looser fällt ähnlich zahnlos aus wie damals im Februar: «Wenn ein Grossrat zurücktritt, der aufgrund wiederholter Ausraster verschiedentlich in der Öffentlichkeit gestanden hat, ist das journalistisch relevant und wir berichten selbstverständlich darüber». Er verweist darauf, dass es sich allerdings um ein «komplett anderes Video handle» als jenes, das «20 Minuten» im Februar – ohne Tonspur – veröffentlicht hatte. Naja.
The Ugly – Tagi mit SVP-Propaganda gegen SRF
Am Mittwoch veröffentlichte die SVP eine Medienmitteilung. Schweizer Radio und Fernsehen SRF sei «ausser Rand und Band», der «Staatssender» entwickle sich zunehmend «zum linksgrünen NGO-Aktivistensender» und verletze die journalistische Sorgfaltspflicht. Der «Club» zum abgeschmetterten Rahmenabkommen habe das Fass nun zum Überlaufen gebracht, weil kein SVP-Vertreter dabei war. Die SVP hat nun Beschwerde bei der UBI gegen SRF eingereicht und man werde «auch politisch gegen den Sender vorgehen».
Am Abend des gleichen Tages publizierte die Tamedia-Redaktion einen Artikel basierend auf einer SDA-Meldung, der nichts anderes als eine Zusammenfassung der Medienmitteilung war. Statt SRF mit den schwerwiegenden Vorwürfen zu konfrontieren, garnierte die Redaktion als Eigenleistung den Text mit Social-Media-Propaganda der SVP und einer Leser*innen-Umfrage, die das Narrativ der SVP zusätzlich befeuert: «Wie empfinden Sie die Berichterstattung von SRF?»
Das Schweizer Fernsehen nahm schliesslich selber Stellung zu den Vorwürfen: Die Positionen zum Rahmenabkommen seien im «Club» ausgewogen vertreten gewesen und man lasse sich nicht von einer Partei vorschreiben, wen man in die Sendungen einlade und wen nicht. Zudem sei SVP-Vertreter*innen immer wieder im «Club» zu Gast und generell habe keine Partei Anspruch darauf, eingeladen zu werden.
christian 06. Juni 2021, 12:31
betr. Gespräch über fast n Jahr vom Auftraggeber mit dem Büetzer.
1. ist im digifile verschwindibus und lautet: „Ende 2019 wurde bekannt, dass R. den bekannten Medienanwalt Christian Schertz beauftragte, gegen Aussagen von Morenos Bestseller vorzugehen.“ (andernorts lese ich, Frau Sprecher habe ein Buch in ihrer Schublade, das grad nicht gedruckt werde..);
hier im Gespräch vermeldet er, dieser R. treuherzig:
„Mir ist die offensichtliche Ironie und auch das schwer Erträgliche daran, dass ausgerechnet ich mich gegen Falschdarstellungen wehre, sehr bewusst.“
2. deckt sich, digi und print identisch: „Innerlich war ich noch Monate später überzeugt, es sei in vielen Fällen absolut richtig gewesen, eine Geschichte genau so zu schreiben, wie ich sie geschrieben hatte.“
3. „Es hat mir geholfen, Zustände, in denen ich den Bezug zur Realität verloren habe, zu bewältigen, zu kontrollieren und von mir fernzuhalten.“
4. mit 24 hat er in Hamburg sich in die Lehre des J. einführen lassen. (an der Henri-Nannen-Schule, im Fernstudium, an der Akademie für Publizistik zu Hamburg, an der JmS?) und fand zur Erkenntnis: „Mir war klar, dass im Ausland weniger Menschen mitbekommen, was ich überhaupt mache.“
555. was nirgendwo näher betrachtet wird: während dieser Claas R. schon in psych. Behandlung war, wegen DOPAMINÜBERSCHUSS IM HIRNI und er auch in diesem Gespräch trutzig markiert: „Ich will noch heute glauben, dass diese Geschichte viel über das erzählt, was in diesem Gefängnis passiert.“, wird der Auftraggeber Spiegel nicht beleuchtet! da hilft einzig Juan Moreno, der Tapfere mit seinem Buch! Er schrieb sich frei (gegen Anfeindung, wie „Nestbeschmutzer“)
einzig „Moreno musste in der Redaktion gegen Wände anrennen“, …
6. Dieser C.R. meldet frisch: „Sämtliche Archiv-Texte aller SPIEGEL-Autoren sind bis heute frei verfügbar, …“ — oh nu schon dieser Digitext weicht ab von dem, was mir in der Broschur REPORTAGEN Nr. 59 ab S. 88 gedruckt aufscheint ….
Da ist mir Rafik Schami
Der ehrliche Lügner
Roman von tausendundeiner Lüge einiges lieber.