Nervosität vor dem Showdown
Der Communication Summit vom vergangenen Dienstag hat ein Nachspiel. Die Veranstaltung lief nicht zur Zufriedenheit der Verleger ab. Nun beschwert sich der Verband Schweizer Medien bei den Organisatoren: Die Position der Verleger im Streit um die Online-Aktivitäten der SRG sei ungenügend zur Geltung gekommen.
Unter anderen Umständen wäre der Brief kaum der Rede wert. Doch in diesem Fall entbehren das Schreiben des Verlegerverbands nicht einer gewissen Brisanz. Wie Urs Meyer, Geschäftsführer von Schweizer Medien, gegenüber der MEDIENWOCHE bestätigt, habe er sich an die Organisatoren des Communication Summit gewandt und sich darüber beschwert, dass sein Verband bei der Besetzung des Podiums nicht miteinbezogen worden sei. Beim Zürcher Presseverein, Co-Organisator der jährlichen Versanstaltung, will man keine Stellung nehmen und lässt nur soviel ausrichten: Man habe den Brief zur Kenntnis genommen und freundlich geantwortet.
An der Branchenveranstaltung vom letzten Dienstag ging es um den Service public im Online-Zeitalter und im Speziellen um die von Verlegerseite kritisierten Pläne der SRG ihr Webangebot künftig auch durch Werbung zu finanzieren. Als Vertreter der Verleger nahm AZ-Medien-CEO Christoph Bauer auf dem Podium Platz. Es kann also nicht die Rede davon sein, dass die privaten Medien übergangen worden wären. Nur, Bauer war offenbar der falsche Mann aus Sicht des Verlegerverbands, zumal als Konterpart auf SRG-Seite Generaldirektor Roger de Weck auftrat.
«Uns wäre lieber gewesen, wenn jemand aus der Verhandlungsdelegation teilgenommen hätte», sagt Urs Meyer vom Verlegerverband. Bauer sei zwar Mitglied eine Arbeitsgruppe zum Thema, bewege sich aber «nicht auf gleicher Flughöhe» wie de Weck. Doch selbst wenn eine vom Verband als besser geeignete Person die Position der Verlage vertreten hätte, wäre sie gegen die perfekt inszenierte Propaganda-Show von SRG-Direktor de Weck chancenlos geblieben.
Das Nachspiel zum Communication Summit wirft ein bezeichnendes Licht auf die Verhandlungen zwischen SRG und Verleger in Sachen Online-Expansion von Schweizer Radio und Fernsehen. Bis im März müssen sich die beiden Seiten gefunden haben, sonst spricht Bundesrätin und Medienministerin Doris Leuthard ein Machtwort. Dass vor allem die Verlegerseite nervös wirkt vor dem Showdown, dafür gibt es gute Gründe.
Zum einen hat der Bundesrat vor zwei Jahren entschieden, dass Werbung im Online-Angebot der SRG grundsätzlich zulässig sei und diese auch gegen den Widerstand der Verleger bewilligt würde. Das schränkt den Verhandlungsspielraum schon mal erheblich ein und gibt der SRG Rückenwind. Zum anderen fehlt den Verlegern ein erster Lobbyist, der die Position der Verlage im Online-Streit kompetent und kohärent gegen aussen vertritt.
Oliver Baumann 14. Februar 2012, 17:22
Der Verlegerverband hat sehr wohl einen obersten Lobbyisten. Gemäss Organigramm wäre das der Vorsitzende des „Departements Aussenbeziehungen“, aktuell also Polo Stäheli.
Und im Zweifelsfall müsste halt der Präsident selbst das Lobbying in die Hand nehmen – zumal das Thema im Verband ja eigentlich höchste Priorität geniesst.
Nick Lüthi 14. Februar 2012, 17:55
Formal mag das stimmen. Nur: Zum erfolgreichen Lobbyisten braucht es mehr als nur eine Position im Organigramm. Oder nimmst du den Polo Stäheli als führend wahr beim Lobbying für die Verlegerseite im Online-Streit?
Oliver Baumann 20. Februar 2012, 13:53
Nein. Ich würde mir so oder so wünschen, dass sich der Verband (oder besser gesagt: die Verleger) ein bisschen mehr Gedanken über die Zukunft des Online-Journalismus (und ihre entsprechenden Produkte) machen würden. Einfach alles schlecht, falsch oder doof zu finden, was die SRG macht, kann ja wohl keine Strategie sein.