RESSORT

Journalismus

«Wir bringen doch nur das, was die Leute wollen»

Nachlese zur Höhlenrettung in Thailand und zur Frage, warum dieses Ereignis so viel Medieaufmerksamkeit erhält und die Schicksale der Bootsflüchtlinge weitgehend aus dem Fokus der Berichterstattung verschwunden sind. «Die Perspektive hat sich verändert», schreibt Kai Schächtele im Medienblog Übermedien. «Aus Hilfesuchenden sind Wirtschaftsflüchtlinge geworden, aus Kriegsopfern Terroristen. Und der Medienbetrieb zuckt mit den Schultern und sagt: So ist er nun mal, der furchtbar zynische Teil der Medienwirklichkeit.» Ein Zynismus, mit dem der Medienbetrieb fundmentale Werte des Journalismus verrate: «In den Sonntagsreden beruft er sich gern auf seine essentiellen Funktionen für Demokratie und Gesellschaft. Aber sobald es um die eigene Verantwortung geht und darum, sich selbst zu hinterfragen, verschanzt er sich hinter den Gesetzen des Marktes: ‹Wir bringen doch nur das, was die Leute wollen.›»

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Sport und Politik

Schon aufgefallen? Politischer Journalismus klingt zunehmend wie eine Sport-Reportage. Besonders gut zu beobachten war das dieser Tage bei der Seehofer-Posse: «Dabei fehlte kaum ein Element, das man aus der Vor- und Nachberichterstattung zu den WM-Spielen kennt: die sogenannte Analyse, die nur das Offensichtliche nacherzählt; die Spekulation über Personalien und eventuelle Aufstellungen; die Frage nach der Befindlichkeit der Akteure und ihrer Form, danach, wie sie sich fühlen und was sie ‹antreibt›.»

Thailand vs. Mittelmeer: Professor Haller erklärt den Unterschied

Warum berichten Medien derzeit intensiv über das Höhlendrama in Thailand und lassen das Flüchtlingssterben im Mittelmeer links liegen? Medienforscher Michael Haller erklärt auf SRF 4 News, was die Höhlengeschichte so attraktiv macht: «Dadurch, dass es so weit weg ist, betrifft es die Menschen hier nicht unmittelbar. Es sind Dramen, die sich so erzählen lassen: Können wir Menschen gegen die höheren Mächte und die Naturgewalten am Ende doch obsiegen? Gibt es ein Happy End oder wird es eine Tragödie werden? Es sind sozusagen archetypische Geschichten, wie wir sie uns von der Antike bis heute immer wieder erzählen wollen.»

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Eine kleine Fehler-Checkliste

Hätten Sie es gewusst? «SBB bedeutet Schweizerische Bundesbahnen. Ist also plural. Auch wenn das die SBB selbst und die SDA nicht so sehen wollen. Singular wäre hingegen SBB AG.» René Rödiger wusste es und hat es aufgeschrieben, zusammen mit gut drei Dutzend weiteren häufigen Fehlern, die einem im Schreiballtag gerne unterlaufen.