RESSORT

Journalismus

Gute Lokalberichterstattung unter dem grossen Mantel?

Unter dem finanziellen Druck auf das Zeitungsgeschäft gehen immer mehr Verlage dazu über, die verbleibenden redaktionellen Ressourcen möglichst konzentriert einzusetzen; etwa indem sie grosse Zentralredaktionen schaffen. In der Schweiz macht das Tamedia so und auch das Joint Venture von AZ Medien und den NZZ-Regionalzeitungen will die überregionale Berichterstattung für alle Titel aus einer Hand bieten. In Deutschland sind es die Mediengruppen Madsack, Dumont und Funke, die ihr Kräfte bündeln und hoffen, so den Lokaljournalismus zu stärken. «Wenn die Lokalzeitungen keine Kraft mehr in das Überregionale stecken müssten, bleibe ihnen mehr Zeit für gute Lokalberichterstattung», zitiert Anne Fromm in der «Tageszeitung» ein Mitglied der Online-Chefredaktion von Funke. Zeitungsforscher glauben nicht an das Modell. Sie fürchten «Gleichmacherei» und auch eine Ausdünnung der Lokalredaktionen.

Tamedia schafft 118 Experten

In den Redaktionen von Tamedia taucht eine neue Spezies auf: der Experte. Die Mediengruppe hat diese Funktion geschaffen, um dem publizistischen Personal eine neue Entwicklungsperspektive zu geben. Nicht alle sind davon begeistert.

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Gummibegriff «öffentliches Interesse»

Der «Blick» stellte ungerechtfertigt einen Prominenten ins Rampenlicht. Es ist Zeit, wieder einmal über den Schutz der Privatsphäre und den Missbrauch des öffentlichen Interesses zu reden.

«Was wir wissen dürfen»

Bei drei Ereignissen ging es diese Woche um die gleiche Frage: Welche Informationen dürfen Sie erhalten, liebe «Blick»-Leserinnen und -Leser – und welche nicht?

Was ist denn so neu in der neuen Audiowelt?

Wo hört Radio auf und wo fangen Podcasts an? Der unabhängige Audio-Produzent und langjährige Radiojournalist This Wachter erklärt im Gespräch mit Dominik Landwehr, wie sich die mediale Tonwelt gerade verändert; vieles ist im Fluss. «Ich bin nicht so interessiert, in eine Schublade gesteckt zu werden», sagt Wachter. Anhand eigener Tonbeispiele zeigt er auf, was neu (und doch nicht so neu) ist. Ein typisches Merkmal moderner Podcastproduktion sei es etwa, dass auch hörbar wird, was hinter den Kulissen läuft, also nicht nur die glatte Oberfläche, wie man sie vom Radio gewohnt ist, sondern auch Zwischentöne, die Einblick in die Machart bieten.

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Journalistenverband vergaloppiert sich nach Babtschenko-«Mord»

Nach der gestellten Ermordung des russischen Journalisten und Autors Arkadi Babtschenko am Dienstag in Kiew, meldete sich der Vorsitzende des Deutschen Journalistenverbands DJV umgehend zu Wort und forderte alle EU-Staaten auf, ernsthaft über einen Boykott der Fussball-WM in Russland nachzudenken. Bei Politikern möge eine solche vorschnelle Forderung noch durchgehen, schreibt Velten Schäfer in der Tageszeitung «Neues Deutschland», «nicht aber bei einem Vertreter der auf sich selbst so stolzen freien Presse – schon gar nicht im viel zitierten Medienkrieg um die Ukraine.» In einem Atemzug zu sagen, «konkret» wisse man nichts, aber irgendwie doch genug für dramatische politische Forderungen, sei das Gegenteil von Journalismus.

Das Schweizer Fernsehen und der Royal-Freak

Anlässlich der «königlichen Hochzeit» von Harry und Meghan jüngst in Grossbritannien befragte das Schweizer Fernsehen, wie das auch viele andere Medien taten, den Royal-Experten Thomas J. Mace Archer-Mills. Klingender Name, britischer Akzent, pointierte Aussagen – an Glaubwürdigkeit scheint es dem Herrn nicht zu mangeln, zumal er auch der britischen Monarchisten-Vereinigung vorsteht. Nur ist das nicht die ganze Wahrheit, wie das «Wall Street Journal» jetzt enthüllt hat. Der vielgefragte Royal-Experte ist weder Brite, noch heisst er Archer-Mills. Alles Fake. Er heisst Thomas Muscatello und stammt aus Upstate New York in den USA. Zur königlichen Parallel- und Scheinwelt passt ein solcher Fake-Experte eigentlich ganz gut. Ob es aber zu den Aufgaben eines öffentlichen Senders gehört, solchen Figuren eine prominente Plattform zu bieten, darf mit Fug bezweifelt werden.