RESSORT

Auf dem Radar

«Putin liebt nicht nur Kinder, er liebt alle Menschen»

Eine neue Sendung des staatlichen russischen Fernsehkanals «Russland 1» heisst «Moskau. Kreml. Putin.» und widmet sich jeden Sonntag eine Stunde lang allein und ausschliesslich dem Staatspräsidenten Vladimir Putin. Das unabhängige Online-Magazin Znak hat sich das neue Format angeschaut und erkennt darin ein Wiederaufleben des Personenkults, wie es ihn schon um die Führungsfiguren der Sowjetunion gegeben hatte. Putin erscheint geradezu als Übermensch, etwa wenn ihm sein Pressesprecherin den höchsten Tönen huldigt, der als Experte in der Sendung auftreten darf: «Dimitri Peskow plappert im TV-Studio fast wortwörtlich die Klischees der Sowjetpropaganda nach: ‹Putin liebt nicht nur Kinder, er liebt alle Menschen… Er ist überhaupt ein sehr menschlicher Mensch.›»

China behindert Arbeit des Westschweizer Fernsehens

Bereits zum zweiten Mal innert kurzer Zeit behindern chinesische Behörden die Arbeit von Schweizer Medien. Nachdem China dem Korrespondenten der Zeitung «Le Temps» ein Einreisevisum kommentarlos verweigert hatte für die Mitreise im Bundesratstross, sah sich nun der Korrespondent des Westschweizer Fernsehen RTS drangsaliert. Michael Peuker, der für RTS aus Schanghai berichtet, war in der von chinesischen Sicherheitskräften belagerten Uiguren-Provinz Xinjiang unterwegs, als die Behörden ihn dazu zwangen, Drehmaterial zu löschen und ihm die Kontaktaufnahme mit der Lokalbevölkerung verboten.

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Zeigefinger in der Zeitung

Bei ihrem Studentinnenjob als Mediendokumentalisin fiel Beatrice Minger immer wieder ein Motiv auf, das Zeitungen gerne als Illustration verwenden: Ein Mensch zeigt mit ausgestrecktem Arm auf ein mehr oder weniger deutlich erkennbares Objekt. Minger begann die Bilder zu sammeln, zuerst am WG-Kühlschrank, später geriet die Sammlung in Vergessenheit, bis jemand die Idee hatte, die teils skurrilen Bildern als Buch herauszugeben. Nun erscheint demnächst bei Patrick Frey der Band mit dem bezeichnenden Titel: «Hier sass er».

«So geht Protektionismus»

Das private Medienforschungsunternehmen Publicom befragt regelmässig Medienexpertinnen und -experten zu Themen, welche die Branche gerade umtreiben. In der aktuellen Umfrage geht es um Werbegelder, die milliardenweise aus der Schweizer Wirtschaft zu Google und Facebook abfliessen und nicht (mehr) den heimischen Medien zugute kommen. Was tun? «Eine deutliche Mehrheit der befragten Experten ist demnach der Meinung, dass die Macht von Facebook & Co regulatorisch beschränkt werden müsse. Nur eine Minderheit glaubt, dass der Markt die US-Konzerne in die Schranken weisen werde», heisst es in der Studienzusammenfassung. Als konkrete Massnahmen wird etwa der Ausbau der Medienförderung vorgeschlagen. Der ehemalige NZZ-CEO Veit Dengler kann dazu nur den Kopf schütteln. Er schreibt auf Twitter: «So geht #Protektionismus: ‹Seit 150 Jahren verdienen Medien viel Geld mit Werbung. Jetzt haben unsere Kunden bessere Werbemöglichkeiten gefunden. Deswegen muss der Staat uns jetzt Geld geben.›»

17 Interviews zur Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks

Hier kommt eine geballte Ladung Gedankenfutter für die Service-public-Debatte, von der in der Schweiz die Verleger immer wieder behaupten, sie finde nicht statt. Das deutsche Medienmagazin «Journalist» hat mit 17 Protagonistinnen und Protagonisten gesprochen, die sich zum System der öffentlich-rechtlichen Medien in Deutschland äussern. Da es dort wie hier gerade um alles zu gehen scheint, lassen sich die Texte auch mit einer Schweizer Brille gewinnbringend lesen.

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«Räumliche Trennung zwischen Radio und TV gewährleistet Meinungsvielfalt»

In absehbarer Zeit wird der SRG-Verwaltungsrat darüber entscheiden, ob die Radioinformation in Bern bleibt oder, wie von der Unternehmensleitung favorisiert, nach Zürich zum Fernsehen zieht. Nach allem, was bisher durchgesickert ist, sieht es danach aus, als sei der Umzug so gut wie beschlossene Sache. Das zu verhindern, versucht eine breite Koalition von Parteien und Betroffenen. In der NZZ meldet sich nun Peter Bertschi zu Wort, der 16 Jahre lang als stellvertretender Chefredaktor von Radio SRF im Studio Bern gearbeitet hatte. Bertschi warnt eindringlich vor den gravierenden Konsequenzen einer Zusammenführung von Radio und Fernsehen an ein und demselben Ort: «Die Erfahrung zeigt, dass eine räumliche Trennung zwischen Radio und Fernsehen SRF diese Meinungsvielfalt gewährleistet. Nur so bleibt eine unterschiedliche Radio- und Fernsehkultur SRF bestehen – verbunden mit einem durchaus sinnvollen inneren Wettstreit.»

Bibliothek zeigt Buchklassiker als Instagram-Storys

Alt trifft neu: Die New York Public Library bewirbt Buchklassiker mit aufwändig gestalteten Instagram-Storys. Dazu hat sie die Textausgabe mit animierten Grafiken angereichert und online gestellt. Der Nutzer kann so das ganze Buch am Smartphone lesen oder auch nur durch die Grafiken klicken. Zu den ersten Titeln, die als #InstaNovels produziert wurden, gehören «Alice im Wunderland» von Lewis Carroll und «Die Verwandlung» von Franz Kafka. Die Agentur, die das Projekt umgesetzt hat, findet Instagram eine passende Plattform für Bücher: «Instagram schuf unwissentlich das perfekte Bücherregal für diese neue Art von Online-Romanen. Vom Umblättern der Seiten bis hin zur Daumenhaltung beim Lesen ist die Erfahrung bereits unverkennbar wie das Lesen eines Taschenbuchromans.»