RESSORT

Auf dem Radar

Stiftungsfinanzierte News für die Jungen

Stiftungen, liest man bisweilen, sollten mit ihren Mitteln vermehrt Medien unterstützen angesichts der versiegenden Geldquellen bei Abos und Werbung. Basel ist die Stiftungshauptstadt der Schweiz. Darum überrascht es nicht, dass zwei Basler Stiftungen 150’000 Franken für drei Jahre locker gemacht haben für ein digitales News- und Service-Angebot für Jugendliche. Für die «Jugendapp», die heute schon Inhalte und Dienstleistungen für zehn Gemeinden oder Regionen der Schweiz anbietet, wird nun auch in Basel eine Redaktion aufgebaut. Man wolle den Jugendlichen die Möglichkeit geben, sich erstmals journalistisch zu betätigen, schreibt Ronja Beck in der – ebenfalls stiftungsfinanzierten – Basler Tageswoche.

Bank geht erfolgreich gegen anonymen Blog-Post vor

Der Finanzblog «Inside Paradeplatz» hat auf Geheiss des Handelsgerichts einen Beitrag gelöscht, in dem ein – nach eigenen Angaben – langjähriger Kadermann der krisengeschüttelten Raiffeisen anonym aus dem Inneren der Bank auspackte. Es sollte nicht lange dauern, bis die Raiffeisen reagierte und – vorerst erfolgreich – gegen «Inside Paraplatz» klagte. Das Handelsgericht «verordnete nicht nur die unverzügliche Löschung, sondern untersagte dem Medium auch, eine grosse Anzahl von Aussagen des Anonymous in Zukunft zu publizieren», beschreibt Blog-Betreiber Lukas Hässig die Massnahmen. In einem Monat entscheidet das Gericht darüber, ob der Artikel wieder aufgeschaltet werden darf. Hässig sieht in der Klage ein Manöver der Bank, um vom eigenen Versagen abzulenken: «Verantwortlich soll aber nicht die Raiffeisen-Führung sein, sondern die Berichterstattung. Kampagnen würden den Ruf der dritten Kraft im Bankenland beschädigen, nicht das eigene Tun.»

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Christoph Blocher «muss» eine Kolumne schreiben

Eigentlich wollte er ja gar nicht, aber dann wurde er regelrecht bekniet, es doch zu tun. Und nun tut er es halt. Ein Auftrag, und kommt er vom Volk, wird ausgeführt. Verleger Christoph Blocher schreibt auf vielfachen Wunsch hin fortan eine wöchentliche Kolumne in seinen Gratiszeitungen vom Bodensee bis in den Aargau, wie er jüngst in einem Editorial als Verleger verlauten liess. Damit werden frühere Aussagen Lügen gestraft, wonach die ehemaligen Zehnder-Zeitungen keine Blocher-Blättchen werden sollen. Dass es anders kam, kann indes nicht wirklich überraschen.

Die Weko ist keine Garantin der Medienvielfalt

Medienjournalist Dennis Bühler gibt seinen Einstand bei der «Republik» mit einem Stück zur Rolle der Wettbewerbskommission Weko angesichts der zunehmenden Konzentration in der Branche. Eine ungute Entwicklung, wie Bühler findet: «Wenn schweizweit nur noch vier, fünf Mantelredaktionen über Innenpolitik berichten, kann von einem funktionierenden publizistischen Wettbewerb, von einer starken vierten Gewalt keine Rede mehr sein.» Was aber tut die Weko? Sie winkt Deal um Deal durch. Etwas anderes sei auch beim anstehenden Entscheid zur Übernahme der «Basler Zeitung» durch Tamedia nicht zu erwarten. Doch das ist so gewollt: Die Weko prüft nur die wirtschaftlichen Auswirkungen im engeren Sinn, wie es das Kartellgesetz seit 1995 fordert. Kritiker, etwa Journalistenverbände, welche die Medienvielfalt in Gefahr sehen, halten die Weko für auf einem Auge blind und wollen das mittels Gesetzesvorschlägen ändern.

Rechte Strategie gegen Demo-Berichterstattung

Anlässlich einer Pegida-Demonstration in Dresden hat die dortige Polizei kürzlich ein Reporterteam des ZDF 45 Minuten lang an der Arbeit gehindert, indem sie so lange dessen Personalien aufgenommen hatte. Zu dem Vorfall kam es, weil ein Demonstrationsteilnehmer sich lautstark darüber beklagte, vom TV gefilmt worden zu sein, worauf die Polizei die Medienschaffenden vorübergehend an- und festhielt. Das sei eine Strategie der Rechten, um die Berichterstattung zu be- oder gar verhindern, sagt der Journalist Henrik Merker im Gespräch mit dem Deutschlandfunk. Er beobachte solches Verhalten bereits seit mehreren Monaten. Dass die Demo-Teilnehmer damit Erfolg hätten, rühre auch von einer mangelnden Kenntnis der Rechtslage der Polizei hin. Denn Filmaufnahmen von Demo-Teilnehmern sind grundsätzlich zulässig.

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Eine Techno-Steuer für die BBC

Die Themen gleichen sich von Land zu Land. Welche Zukunft für die Service-public-Medien und vor allem: wer soll sie künftig finanzieren? Das ist in der Schweiz vorderhand geklärt, über die Verteilung der Mittel wird noch zu streiten sein. In Grossbritannien, mit seiner BBC das Mutterland der Öffentlich-rechtlichen, bringt Labour-Chef Jeremy Corbyn derweil einen Vorschlag aufs Tapet, den auch die hiesigen Genossen schon mehrfach (und bisher folgenlos) in die Debatte eingebracht haben: Eine Google-Steuer. Corbyn schlägt vor, Netzgiganten wie Google, Facebook, Netflix oder Amazon zu besteuern und mit dem Ertrag die BBC mitzufinanzieren. In Corbyns Paket an medienpolitischen Vorschlägen, figuriert auch die Schaffung eines von den Gebührenzahlenden gewähltes Aufsichtsgremium für die BBC.

Musikjournalismus 2.0 (oder schon 3.0…?)

Kaum eine Journalismusgattung, die sich durch den Medienwandel nicht existenziell in Frage gestellt sieht: Umso wertvoller sind Ideen und Anregungen zur Anpassung an die neuen Gegebenheiten. Janosch Tröhler macht das für den Musikjournalismus. ALs Betreiber des Online-Magazins Negative White sind ihm die Herausforderungen an seine Profession nur allzu bekannt. Was tun? Tröhler empfiehlt an erster Stelle die Kuration: Medien sollen beispielsweise Playlists kuratieren und unter ihrer Marke vermarkten. Denn: «In der Flut aus neuer Musik und Konzerten kann der Musikjournalismus als Perlentaucher eine wichtige Rolle einnehmen.» Diese und vier weitere Anregungen seien «keine Garantie für Erfolg. Allerdings wären sie bereits einen Quantensprung gegenüber dem Status Quo», schliesst Tröhler.