RESSORT

Auf dem Radar

Öffentlichkeitsprinzip: Hartnäckigkeit lohnt sich (nur bedingt)

Der Informationsspezialist Christian Gutknecht wollte wissen, wieviel Geld Schweizer Hochschulbibliotheken für die Abonnements wissenschaftlicher Journals ausgeben. Ein paar wenige Grossverlage halten hier das weltweite Monopol. Sie verlangen teils exorbitante Beträge, welche die Universitäten bezahlen müssen, um Zugang zu den für die Forschung wichtigen Beiträgen zu erhalten. Über die genauen Kosten schweigen sich die Bibliotheken aber aus, weil das mit den Verlagen vertraglich so vereinbart sei. Gutknecht hat nun gestützt auf das Öffentlichkeitsprinzip versucht, sich Zugang zu den Zahlen zu verschaffen. Nach vier Jahren und 15’000 Franken an Gerichtskosten und Gebühren, die er selbst berappte, hat eine Mehrheit der Bibliotheken ihre Verträge mit den Wissenschaftsverlagen offengelegt. Dennoch zieht Gutknecht ein ernüchterndes Fazit in Bezug auf das Öffentlichkeitsprinzip: «Es überwiegt auch die bittere Erkenntnis, dass man als Bürger ökonomisch immer verliert, wenn man gegen die Verwaltung den juristischen Weg einschlägt. Denn der Aufwand, der durch Fehlentscheide von gut bezahlten Juristinnen oder Führungspersonen in der Verwaltung verursacht wird, geht immer auf Staatskasse und letztlich wieder auf die Kosten der Steuerzahlenden.»

US-Zölle verteuern Zeitungspapier

Als ob mit Digitalisierung und Inseraterückgang der Probleme nicht schon genug wären für die verbleibenden Zeitungen in den USA, kommt nun auch noch ein Preisanstieg für Zeitungspapier dazu. Nachdem sich eine US-Papiermühle beim Wirtschaftsministerium beschwerte, dass die kanadische Papierindustrie subventioniert werde, reagierte die Regierung Trump mit der Erhöhung der Einfuhr-Zölle. Seit April bezahlen Verlage in den USA, die ihr Papier aus Kanada beziehen, für die Importe bis zu 32 Prozent mehr als zuvor. Im Fall der Tampa Bay Times, der führenden Tageszeitung Floridas macht das Zusatzkosten von 3,4 Millionen Dollar pro Jahr aus. Ein Betrag, den heute Verlage nicht so leicht wegstecken.

Ad Content

Investigativer Journalismus auf die Ohren

Die NZZ hat eine Liste zusammengestellt mit den «besten investigativen Podcasts», idealer Hörstoff für die Sommerferien. Auf der Liste figurieren bekannte Produktionen wie «Serial» und andere True-Crime-Serien. Aber auch weniger bekannte Produktionen finden sich unter den 15 Empfehlungen, etwa «The Tip Off», ein Podcast, in dem die Datenjournalistin Maeve McClenaghan von den Recherchen anderer Investigativjournalisten berichtet.

Vier Stimmen zum Zustand der Medienfreiheit in Europa

Eine «Kontext»-Sendung von SRF Kultur zum Zustand der Medienfreiheit in Europa. Gesprächspartner sind Can Dündar, der im Exil lebende frühere Chefredaktor der türkischen Zeitung Cumhuriyet, der slowakische Journalist Michal Hvorecky, Nina Fargahi, Chefredaktorin des Medienmagazins «Edito», sowie der Freiburger Medienprofessor Manuel Puppis.

Vom Niedergang der Presse in der Romandie

«In weniger als dreissig Jahren hat die Westschweiz alle ihre Titel mit überregionalen Ambitionen verloren», schreibt Ludovic Rocchi in der «Republik». Der 53-jährige Redaktor des Westschweizer Radios RTS hat den Niedergang der Presse in der Romandie selbst hautnah erlebt. Er begann seine Laufbahn bei der längst verblichenen «La Suisse» in Genf und verbrachte lange Jahre beim «Le Matin», der demnächst aus Kiosken und Bars in der Westschweiz verschwinden wird. «Verantwortlich für dieses Massaker sind zum Teil die Enge des französischsprachigen Marktes und die globale Medienkrise. Aber nicht nur. Schuld sind auch die Westschweizer Verlage, die nicht durchhielten und sich ebenso wenig verständigen konnten. Sie haben sich gegenseitig umgebracht, dann verkaufte der letzte im Ring, Pierre Lamunière, alles an die Deutschschweizer.»

Ad Content

Als das Radio mobil wurde

Mit der Erfindung des Transistors, ein elektronisches Halbleiter-Bauelement, begann vor 70 Jahren das Radio zu schrumpfen. Während zuvor stromfressende Vakuumröhren die Geräte wie massige Möbel aussehen liessen, konnten die Transistorgeräte fortan so klein gebaut werden, «dass sie in eine Hemdtasche passten.»

Linkedin setzt auf eigenen Journalismus

Das auf Business-Kontakte spezialisierte soziale Netzwerk Linkedin baut sein journalistisches Angebot aus. Schon heute arbeiten rund 50 Medienschaffende für das Portal. «Wir machen mehr und mehr unseren eigenen Journalismus», sagt Isabelle Roughol, Chefredaktorin von Linkedin. Dazu kann das Unternehmen auch die Informationen abschöpfen und auswerten, welche die Nutzer auf dem Portal publizieren. So wurde kürzlich ein Artikel veröffentlicht, der aufzeigen konnte, dass es in den US-Städten Denver und Seattle zu wenige Krankenschwestern gibt, weil die Löhne nicht Schritt halten können mit den steigenden Lebenshaltungskosten. Damit geht Linkedin einen andere Weg als etwa Facebook, das sich «nur» als Technologieunternehmen und Plattform versteht und keine eigenen Inhalte anbieten will.