RESSORT

Auf dem Radar

Unnötige Markennennung in Radioglosse?

Ein Radiojournalist nennt in einer Glosse über die Vorteile einer Stummschalttaste auf der TV-Fernbedienung mehrfach den Hersteller des Geräts. Auf der Plattform «Fair Radio» wird der Vorgang kontrovers diskutiert. Ein Pro-Votant vertritt die Meinung, die Nennung der Marke mache die Geschichte interessanter, griffiger und pointierter. Ausserdem erfolge die Nennung nicht in werblicher Absicht. Die Gegenstimme sieht keinen Grund für eine Markennennung: «Der Beitrag hätte komplett ohne Nennung des Namens genauso gut und bildhaft funktioniert.» Eine fünfmalige Erwähnung klinge nun mal nach Werbung.

Mediengesetz: Ein Kompromiss, der niemanden befriedigt

«Aus dem geplanten grossen Wurf ist ein medienpolitischer Murks geworden», kommentiert Dennis Bühler den bundesrätlichen Vorentwurf zu einem neuen Mediengesetz. Tatsächlich vermisst man das Visionäre an dem Vorschlag. Man sei nun «irgendwo in der Mitte» gelandet, bestätigt denn auch die für die Ausarbeitung verantwortliche Fachfrau im Bundesamt für Kommunikation. Bei den von Bühler befragten Akteuren der Medienlandschaft – von Verlegerverband über Start-up-Lobby bis zur Medienwissenschaft – herrscht entsprechend mittlere Unzufriedenheit bis grössere Enttäuschung.

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Mann erschiesst fünf Mitarbeitende der «Capital Gazette»

In Annapolis, einem Vorort der US-Hauptstadt Washington, hat gestern ein 38-jähriger Mann fünf Mitarbeitende der Lokalzeitung «Capital Gazette» mit einer Schrotflinte erschossen. Der Täter focht mit dem Blatt in der Vergangenheit einen erbitterten Rechtsstreit aus. Die Polizei macht darum einen direkten Zusammenhang zur Tat: «Das war ganz offensichtlich jemand, der eine alte Rechnung mit der Zeitung offen hatte.» Als Reaktion auf das Attentat verschärften zahlreiche Medienunternehmen in den USA ihre Sicherheitsmassnahmen. Trotz des schrecklichen Verlusts ihrer Kolleginnen und Kollegen brachten die Überlebenden der «Gazette»-Redaktion auch heute eine Zeitung heraus und würdigten die Opfer prominent auf der Titelseite.

Bibliotheken tun sich schwer mit dem digitalen Wandel

Klingt eigentlich einfach, erweist sich in der Praxis aber als umständlich und kompliziert: Bibliotheken bieten vermehrt elektronische Bücher zur digitalen Ausleihe an, auch bekannt als «Onleihe». Eine erste Hürde stellt die Software dar. Die Nutzung der e-Books erfordert die Installation einer datenhungrigen Plattform von Adobe. Damit soll sichergestellt werden, dass nur die dazu berechtigten Personen das Buch ausleihen können. Das sei ein Problem, findet Arne Cypionka, der sich das System für Netzpolitik.org genauer angeschaut hat: «Diejenigen, die Bücher rechtmässig ausleihen, werden vor grössere Schwierigkeiten gestellt als solche, die die e-Books unrechtmässig herunterladen.»

Medienkampagne gegen Mesut Özil

Philipp Köster, Gründer und Chefredaktor des Fussballmagazins «11 Freunde», zeichnet den Verlauf der Medienkampagne nach, die den deutschen Nationalspieler Mesut Özil vom «Integrationsmaskottchen» zum Buhmann und Hauptverursacher für das vorzeitige deutsche Ausscheiden an der laufenden Fussball-WM machte. Wie tatsachenfern und ressentimentgeladen die Kritik an Özil ist, zeigen die Reaktionen auf seine Leistung im verlorenen letzten Gruppenspiel gegen Südkorea. Mit Blick auf seine Leistungsbilanz war Özil sogar einer der besten deutschen Spieler auf dem Platz. Aber das spielt keine Rolle mehr. Nach dem Auftritt mit dem türkischen Präsidenten Erdogan war Özil als Buhmann gesetzt. Dabei geht gerne vergessen, dass es noch nicht lange her ist, als der gleiche Özil als Beispiel einer gelungenen Integration gefeiert wurde. Die Kampagne verläuft nach dem bekannten Boulevard-Prinzip: Wer mit den Medien hoch fährt, fährt auch mit ihnen wieder runter.

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Jahrestagung Netzwerk Recherche: Livestream

Heute und morgen findet beim NDR in Hamburg die Jahrestagung des Netzwerks Recherche statt. Die zahlreichen Veranstaltungen und Diskussionen können per Livestream mitverfolgt werden. Der Titel der diesjährigen Tagung lautet «Alternative: Fakten!». Thematisch geht es um Online-Recherche, Datenjournalis­mus, Einsteiger-Workshops, Recherchieren im Lokalen, Presse- und Auskunftsrecht, neue Finanzierungsmodelle und natürlich: die Pressefreiheit.

Mediengängelung via Vertraulichkeitsvereinbarung

«Unsere Rechtsabteilung schlug bei der Lektüre des Dokuments die Hände über den Kopf zusammen», schreiben die Redaktionen von Heise Online und dem c’t-Computermagazin. Die entsetzte Reaktion erfolgte nach der Lektüre einer Vertraulichkeitsvereinbarung des Computerchip-Herstellers Nvidia. Darin fordert das Unternehmen unverhohlen eine positive Berichterstattung. Vertrauliche Informationen dürften ausschliesslich «zu Gunsten von Nvidia» verwendet werden. Informationen über das Unternehmen erhalten demnach nur noch Medien, die diese Vereinbarung unterzeichnen. Heise tut das selbstverständlich nicht. Denn «damit degradiert Nvidia die unabhängige Presse zu einem Marketing-Instrument.»