RESSORT

Auf dem Radar

Wir verblöden uns selbst

«Warum zum Teufel», fragt der Physiker und Wissenschaftspublizist Florian Aigner, «ist das Internet voll von banalen Beauty-Tipps, politischen Hetzparolen und dummen Verschwörungstheorien?» Die Antwort ist einfach und zugleich kompliziert. Es geht um Aufmerksamkeits-Ökonomie, also darum, wem wir welchen Teil unserer Lebenszeit im Internet widmen. «Mit jeder Stunde, die wir an nutzlose Pseudoinformation verschwenden, verzichten wir auf eine Stunde wertvolle Geistesnahrung», schreibt Aigner. Aber wie ändern? Hier bleibt nur der Appell an die gesellschaftliche Verantwortung von uns allen bei der Mediennutzung. «Wir sollten sie nicht jenen schenken, die uns kurzfristig unterhalten, sondern jenen, die uns als Gesellschaft besser, klüger und zukunftstauglicher machen.»

Hüst und Hott um Fake-News in Indien

Der indische Premier Narendra Modi hat es nicht so mit den Medien. Seit seiner Wahl vor vier Jahren hat er noch nie eine Pressekonferenz veranstaltet und den Kontakt zur Bevölkerung pflegt er lieber über Twitter und eine eigene App. Mit der Wahrheit nehmen es Modi und seine Regierung dabei nicht immer so genau. Doch Fake-News sind bekanntlich immer die anderen. Darum wollte Modi jenen Medien die Akkreditierung entziehen, die Fake-News verbreiten, allerdings ohne genauer zu definieren, wann ein Verstoss gegen welche Regeln vorliegt. Das Instrument hätte vor allem dazu getaugt, missliebige Medien zu gängeln. So weit kommt es vorerst nicht. Auf Druck von Journalisten zog die Regierung den Plan zurück.

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Köppel-TV im Remix

Man nehme sieben Folgen von Roger Köppels Web-TV-Sendung «Weltwoche Daily», gebe sie in einen algorithmischen Mixer und lese den neuen Text laut vor. Patrick Karpiczenko, der beim Schweizer Fernsehen als Regisseur für Deville Late Night arbeite, hat das Experiment gewagt. Das Ergebnis klingt ganz nach Köppel, ist aber völlig sinnbefreit – und vor allem lustig.

Überlebenstipps für den Audio-Boom

Was wir bisher als Radio kannten, durchläuft gerade einen epochalen Wandel. Der Podcast-Boom in den letzten Jahren ist nur einer der Vorboten. Vieles von dem, was mit Text und Bild im Netz schon Tatsache ist, erreicht nun auch den Ton. Der Journalist Hans Oberberger zeichnet das Bild eines Audio-Supermarkts, wo das Publikum künftig selbst auswählen kann, was es hören will und nicht mehr wie früher ein Gemüsekisten-Abo erhält, wo ein bisschen von allem drin ist wie heute im Radioprogramm. Was es braucht, um unter diesen Voraussetzungen als Inhalteanbieter bestehen zu können, formuliert Oberberger in fünf Thesen.

Kriminalstatistik lesen – aber richtig

Nachdem die «Zeit» ihn nicht mehr als Kolumnisten weiterbeschäftigen wollte, hat Alt-Bundesrichter Thomas Fischer beim Branchenmagazin Meedia eine neue Plattform gefunden. Dort konnte er bereits die von der «Zeit» abgelehnte Kolumne veröffentlichen, die schliesslich zur Trennung geführt hatte. In seinem aktuellen Beitrag widmet sich Fischer der polizeilichen Kriminalstatistik. Die sei sehr nützlich, «allerdings nur, wenn man sie versteht.» In gewohnter (Über?)länge geht er diesmal der grassierenden «Messerangst» in Deutschland nach, die mit allerlei Zahlen «belegt» und damit wohl wissentlich angeheizt wird. Fischer stellt die Debatte mit gewohnter Akribie und seinem subtil-sarkastischen Unterton vom Kopf auf die Füsse; Medien und Behörden, die gleichermassen mit Statistik auf Kriegsfuss stehen, kriegen beide ihr Fett weg. Aber was sind schon Zahlen: «Es ist ja nur so ein Gefühl mit den Messern. Ob Ausländer mehr Verletzungen mit Messern begehen als Deutsche, weiss man leider auch nicht. Aber man kann ja vorsorglich schon mal das Ende Mitteleuropas verkünden.»

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Fox News war gestern, jetzt kommt Sinclair

Die Mediengleichschaltung hat ein Gesicht, nein: sie hat Dutzende, ja hunderte Gesichter wie in diesem Video zu sehen ist. So viele TV-Moderatoren der Sinclair-Gruppe beklagten sich jüngst synchron auf ihren Sendern quer durch die ganze USA mit den exakt gleichen Worten über «unverantwortliche und einseitige Nachrichten». Damit meinten sie natürlich nicht sich selbst, sondern die «liberalen» US-Medien; den vielgescholtenen Mainstream also. Doch was, wenn nicht «Mainstream», ist ein Imperium, das mit fast zweihundert Sendern zu den meistgenutzten Newsquellen in den USA zählen und sich der konservativen Agenda von Präsident Trump verpflichtet sehen? Im Gerede ist Sinclair gegenwärtig, weil die Gruppe den Konkurrenten Tribune übernehmen will und so die Reichweite um 42 Sender erweitern würde.

Die Fifa diktiert das SRF-Programm

Alle zwei Jahre wieder. Ob Uefa oder Fifa, beide Fussballverbände mischen sich gerne ins Programm der TV-Sender ein, die «ihre» Titelkämpfe zeigen. Konkret geht das so: Wer die Spiele einer Europa- oder Weltmeisterschaft zeigen will, erwirbt nicht nur die Übertragungsrechte, sondern verpflichtet sich gleichzeitig, ein mehrteiliges Vorschau-Programm zu zeigen, das die Uefa, respektive die Fifa, produziert hat. Darauf weisen die Moderatoren vor der Ausstrahlung jeweils pflichtschuldig hin. So auch aktuell wenn es jeweils heisst: «Road to the Fifa 2018 World Cup». Dass dabei nichts Kritisches rauskommt, liegt auf der Hand. Und so, moniert Aleksandra Hiltmann im Tages-Anzeiger, erfährt der Zuschauer im Porträt des Fussballands Italien selbstverständlich nichts über Diktator Benito Mussolinis, «der die WM [1934] für seine faschistische Propaganda missbrauchte.»