RESSORT

Auf dem Radar

Rückblick: als eingebettete Fotoreporter im Irak-Krieg

Im März vor 15 Jahren begann die von den USA und Grossbritannien geführte Invasion des Irak. Aus diesem Anlass blicken sieben Fotografen der Bildagentur Magnum auf ihre Arbeit als Kriegsreporter zurück. Dabei diskutieren sie auch ihre Rolle als «eingebettet Journalisten». Im Irakkrieg waren erstmals im grossen Stil Medienschaffende als Teil der kämpfenden Truppen unterwegs. Ein Teil der Magnum-Fotografen sieht im Rückblick auch Vorteile in dieser Form der Kriegsberichterstattung: Anstatt Stunden damit zu verbringen, einen Fahrer und Fixer zu finden und die eigene Logistik aufzubauen, konnte man sich einfach auf das Fotografieren konzentrieren, findet etwa Thomas Dworzak. Erfahrungen mit Zensur machte keiner der sieben Magnum-Reporter. Im Gegenteil. War man einmal Teil der Truppe, konnte man alles fotografieren. «In Falludscha habe ich Soldaten fotografiert, die Leichen von den Dächern werfen. Ich dachte, sie würden mich rauswerfen, aber es war kein Problem. Ein Typ war eigentlich stolz darauf», sagt Jerome Sessini.

Wie konstruktiv ist «konstruktiver Journalismus»?

Kritik am lösungsorientierten Journalismus: Die Journalistin und Autorin Kathrin Hartmann hinterfragt den Ansatz, der in den letzten Jahren als möglicher Ausweg aus einer allzu negativ geprägten Berichterstattung propagiert – und auch praktiziert wurde. Die konstruktiven Lösungen, die für die Probleme der Welt formuliert würden, seien allzu oft von einer westlichen Sicht geprägt. Als konkretes Beispiel nennt Hartmann die sogenannten Mikrokredite. Viele Medien hätten diese Kleinkredite in ihren Artikeln gelobt und als möglichen Weg aus der Armut bezeichnet. In den betroffenen Entwicklungsländern zeige sich aber, so Hartmann, dass die Mikrokredite grosse Nachteile hätten. So habe sie in Bangladesh zahlreiche Frauen getroffen, die seit mehreren Jahrzehnten «nur noch für die Abzahlung der Kredite und Zinsen ackern», sagt Hartmann im Gespräch mit Brigitte Baetz für den Deutschlandfunk.

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Journalismus: gründet mehr Startups!

Christopher Buschow vom Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung in Hannover hat zu Startup-Unternehmen im Medienbereich geforscht. Seine bisherigen Befunde waren eher skeptisch. Viele Neugründungen könnten den hohen Erwartungen nicht gerecht werden, zu häufig würden potenzielle Zielgruppen und Nutzerwünsche ausser Acht gelassen. Trotzdem deute vieles darauf hin, «dass Unternehmertum, Wagemut und Innovationsfreude notwendige Voraussetzungen für die künftige Erneuerung von Medien und Journalismus sein werden», schreibt Buschow.

Er findet die Berichterstattung zum Facebook-Skandal falsch – und erklärt warum

Was bisher über den Abflusss von Facebook-Nutzerdaten und deren Verwendung durch die Firma Cambridge Analytica bekannt wurde, lässt verschiedene Interpretationen zu. Die gängigste lautet so: «Bei Facebook gab es eins der grössten Datenlecks in der Geschichte des sozialen Netzwerks. Die Firma Cambridge Analytica konnte 50 Millionen Datensätze abzapfen, mit denen die Wahl in den USA zugunsten von Donald Trump beeinflusst wurde. Als Reaktion auf das Datenleck haben Unternehmen wie Tesla und SpaceX ihre Auftritte bei Facebook gelöscht. Das soziale Netzwerk selbst reagiert auf den massiven Druck und will seinen Nutzerinnen und Nutzern in den kommenden Monaten eine bessere und einfachere Kontrolle über ihre Daten ermöglichen.» Warum diese Interpretation falsch ist, erklärt Dennis Horn, Digitalexperte der ARD, Punkt für Punkt.

Sie wissen mehr über dich, als du selbst weisst

Facbook und Google wissen viel über uns, die wir ihre Dienste nutzen; sehr viel sogar, erschreckend viel, wie Dylan Curran vom «Guardian» festgestellt hat. Er machte sich auf die Suche und fand Gigabyte-weise Daten über sich. Sowohl Google als auch Facebook bieten die Möglichkeit an, die eigenen Daten herunterzuladen. Dort sieht man dann sein Bewegungsprofil, das Google aufzeichnet, oder sämtliche Login-Vorgänge, wann und wo und mit welchem Gerät man sich je bei Facebook angemeldet hat. Das ernüchternde Fazit des Autors: «Wir würden es niemals zulassen, dass die Regierung oder ein Unternehmen Kameras oder Mikrofone in unseren Häusern oder Ortungsgeräte an uns anbringt. Aber wir machen es dauernd selbst, weil – zur Hölle damit! – ich mir süsse Hundevideos ansehen will.»

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Medien und Facebook: kritisieren und kooperieren

Ist es ein Widerspruch, wenn Medien kritisch über Facebook berichten und gleichzeitig die Plattform nutzen für die Verbreitung ihrer Inhalte? Das Medienmagazin ZAPP ist der Frage nachgegangen und hat unterschiedliche Antworten erhalten. Der Wissenschaftler kritisiert die Abhängigkeit von Facebook und fände es nichts als konsequent, wenn Medien auf diese Plattform verzichten und die Accounts löschen würden. Der Praktiker dagegen sieht keinen Widerspruch. Bei aller Kritik an Facebook müsse man dort bleiben. «Wir müssen uns der Lebenswirklichkeit, der Realität von Menschen stellen», sagt Patrick Weinhold, Social-Media-Chef der deutschen Tagesschau.

Olympischer Schwurbel

Das Verhältnis zwischen Medien und PR war noch nie ein einfaches; die Ressentiments sind gegenseitig und oft auch berechtigt. Ein aktuelles Rencontre von NZZ-Redaktorin Heidi Gmür mit der Kommunikationsabteilung des Internationalen Olympische Komitees IOK illustriert eindrücklich, wie man mit vielen Worten nichts sagen kann. Die Frage lautete: Würde es die Kandidatur «Sion 2026» schwächen, wenn das Dossier im Januar 2019 mit dem Vorbehalt einer späteren Volksabstimmung eingereicht würde? Ein Antwort darauf gab es auch nach zweimaliger Nachfrage nicht.