RESSORT

Auf dem Radar

Mythos Filterblase

«Die meisten Eigenschaften, die wir der Filterblase zugeschrieben haben, treffen gar nicht zu», schreibt Sebastian Meineck auf Motherboard Vice. Was nun? Das beliebte Erklärmodell für unser Social-Media-Verhalten taugt nichts? Empirische Forschung belegt inzwischen, dass zentrale Faktoren, die zur Blasenbildung beitragen sollen, ebenso das Gegenteil bewirken können. Algorithmen zum Beispiel, denen in diesem Kontext nachgesagt wird, sie verengten unser wahrnehmares Informationsspektrum, «konfrontieren Nutzer sogar mit Dingen, die ihnen eigentlich nicht passen.» Wer sich radikalisiere und im Netz Hass und Hetze verbreite, mache dies nicht, weil er nur Informationen nach seinem Gusto mitschneide, sondern weil er andere Meinungen nicht gelten lasse. Das Wort Filterblase sei daher «der verzweifelte Versuch, die Technik für solche gesellschaftlichen Probleme verantwortlich zu machen», schreibt Meineck.

So sieht die Schweizer Crowdfunding-Landschaft aus

Heute gibt es in der Schweiz rund 40 Plattformen, die in der einen oder anderen Form mittels Schwarmfinanzierung Projekt zu unterstützten helfen. Unbestrittener Marktführer bleibt der Pionier Wemakeit, der das Crowdfunding hierzulande breiter bekannt gemacht hat. Im Gespräch mit Matthias Morgenthaler blickt Céline Fallet, Co-Geschäftsführerin der Plattform, auf die Geschichte des Unternehmens zurück und beleuchtet den aktuellen Markt. Trotz zahlreicher Anbieter existiert weiterhin Spielraum für erfolgreiches Geldsammeln auf eigene Faust. Das Online-Magazin «Republik» brachte den Crowdfunding-Weltrekord für Medienprojekte ganz ohne die Hilfe von Wemakeit oder einer anderen Schweizer Plattform zustande.

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Meine Stimme ist auch deine Stimme

Was gibt es Persönlicheres als die eigene Stimme? Doch damit dürfte bald Schluss sein. Wie das Fachblog Vrodo schreibt, sei es Forschern des chinesischen Suchmaschinenbetreibers Baidu mithilfe von nur wenigen Sekunden Tonmaterial gelungen, «eine Stimme glaubhaft digital zu reproduzieren.» Damit wird es möglich, einer Originalstimme beliebige Aussagen «in den Mund zu legen». Eine Verifikation im Zuge journalistischer Faktenprüfung wird umso anspruchsvoller, wenn davon ausgegangen werden muss, dass jede Aussage einer Person, und sei sie mit einem O-Ton «belegt», potenziell manipuliert sein könnte.

So geht Innovation

Es gibt viele Gründe, warum Medienorganisationen gegenwärtig einen schweren Stand haben. Einer davon, und in Zeiten des Umbruchs ein zentraler Grund, ist die fehlende Innovationskultur. Zu oft werde Innovation mit dem Einfall guter Ideen verwechselt, stellt Konrad Weber fest, der sich bei Schweizer Radio und Fernsehen um die Entwicklung der digitalen Angebote kümmert. Wer nur auf seine Ideen vertraue, könne genauso gut Lotto spielen. Ein Erfolg versprechendes Modell sei es, so Weber, ein Innovationsmodell in der eigenen Organisation zu implementieren. Das könne in 80 Tagen geschehen. Dazu skizziert Weber vier Schritte hin zu einem minimalen Innovationssystem: Definition des Innovationsschwerpunkts, Fokussierung der Entwicklungsrichtung, Aufbau eines Innovationsteams und Entwicklung eines Projekt-Controllings. Erst dann kann es losgehen, gilt es doch zu bedenken, «dass das Einrichten des Systems nur der Anfang des Prozesses ist.»

«Time» mit einer Einordnung des Bannon-Besuchs bei der Weltwoche

Warum wird in Europa ein abgehalfterter Trump-Einflüsterer gefeiert wie ein Rockstar? Das «Time»-Magazin bringt die wahrscheinlich kompetenteste Analyse zum Auftritt von Steve Bannon in Zürich auf Einladung der Weltwoche. So zeichnet Autor Simon Shuster Parallelen zwischen Roger Köppel und Bannon nach, die beide dank ihrer politischen und publizistischen Aktivitäten zu dominierenden Figuren rechtsaussen wurden. Auch die von beiden geteilte Vorliebe für den Star-Wars-Finsterling Darth Vader analysiert Shuster: «Solche Ticks mögen kindisch erscheinen, aber viele Wähler lieben dieses Zeug. Sie empfinden diese Dann-hasse-mich-doch-Attitüde als befreiend.» Schliesslich schlägt der Autor einen Bogen zu einem anderen Revolutionär, der einst auch in Zürich weilte und auf den sich Bannon positiv bezieht: Lenin. «Seine Radikalität hat viele Menschen abgeschreckt. Aber Lenin fand immer noch viele Fans in Europa», schreibt Shuster über den russischen Revolutionär, könnte aber das Gleiche auch über Bannon sagen.

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Lügen haben schnelle Beine

Man hat es ja vermutet, aber jetzt bestätigt es eine Studie des Massachusetts Institute of Technology MIT: Falschmeldungen verbreiten sich auf Twitter schneller und erreichen mehr Leute als faktisch korrekte Tweets. Auch sogenannte Bots, also automatisierte Nutzerkonten, tragen zur Verbreitung bei, sind aber nicht das Hauptproblem. «Es sind Menschen, die für die besondere Dynamik von Falschmeldungen verantwortlich sind», sagt Studienautor Sinan Aral gegenüber Radio Ö1. Als Grund für die Bereitschaft, Falschmeldungen zu teilen, nennt Aral deren Newswert: «Menschen gewinnen an sozialem Status, wenn sie neue Informationen weitergeben. Sie werden als Insider angesehen.»

Die Polizei – dein Freund und Follower

Dürfen die das alles eigentlich?, fragt das Blog Netzpolitik.org. Darf die Polizei auf Twitter so lässig-locker daherkommunizieren? In einer breiten Datenanalyse geht eine Autorengruppe um den Medienwissenschaftler Luca Hammer der Twitter-Kommunikation deutscher Polizeistellen auf den Grund. Ausgewertet wurden 97 verifizierte Accounts von deutschen Länderpolizeien und der Bundespolizei. Eine zentrale Erkenntnis: Tweets mit Hinweisen auf Gefahrensituationen erhalten die grösste Reichweite. Ein Grossteil davon waren in Deutschland Meldungen zu Amokläufen und Terrorismus. Was auch gut funktioniert, sind emotionale Themen, sei es etwas mit Tieren oder ein Dank an die Bevölkerung. Die Bilanz der Autoren: Die Polizei wird zum Influencer, auch deshalb, weil sie mit ihren Tweets regelmässig Eingang in die Berichterstattung redaktioneller Medien findet.