RESSORT

Journalismus

Journalistin Viktoria Marinowa: Gewürgt, vergewaltigt, ermordet

In Bulgarien ist die kritische TV-Journalistin Viktoria Marinowa vergewaltigt und ermordet worden. Die 30-Jährige hatte viel über mutmasslichen Betrug mit EU-Fördermitteln berichtet. Von offizieller Seite heisst es, es gebe keine Hinweise darauf, dass die Tat mit der Arbeit der 30-jährigen Mutter zu tun hat. Jedoch sind Drohungen und Gewalt gegen Journalisten, die wie Marinowa den Weiterlesen …

Ohne Vertrauen keine Bilder

Im Rahmen einer breit angelegten Serie zur Frage, was Vertrauen ausmacht, wie es entsteht und auch wieder zerbricht, hat die NZZ fünf international tätige Fotojournalistinnen und -journalisten dazu befragt, wie sie das Vertrauen von Menschen gewinnen, die sie porträtieren. So erzählt zum Beispiel Martin Barzilai, wie er es schaffte, für ein Buch Militärdienstverweigerer in Israel abzulichten, obwohl die sogenannten «Refuzniks» für viele im Land als Verräter gelten und entsprechend gesellschaftlich geächtet werden. Bei Bildreporter Barzilai war es vor allem der Faktor Zeit und der Verzicht auf jeglichen Druck. Er hatte den Verweigerern angeboten, sie auch nur in Rückenansicht zu zeigen. In langen Gespräche gewann er schliesslich das Vertrauen und die Porträtierten willigten ein, öffentlich ihr Gesicht zu zeigen.

Ad Content

«Herr Hitler fährt Hyundai»

Für Matern Boeselager von Vice Deutschland ist es «einer der bizarrsten Texte, die je in der deutschen Sprache verfasst wurden». Und darum kommt der Journalist zu diesem drastischen Urteil: Die «Bild»-Zeitung hat in den USA drei Söhne des Halbneffen von Adolf Hitler ausfindig gemacht und sie aufgesucht; Hitler heisst keiner von ihnen. Das ist «Bild» herzlich egal. So liest man dann Zeilen, wie: «Hitler trägt kurze Hose» oder «Herr Hitler fährt Hyundai». Ein Interview, wie es «Bild» behauptet, fand gar nie statt. Dem Gesprächswilligsten der drei hat der «Bild»-Reporter «einfach wahllos Fragen durch das Fliegengitter vor seiner Tür zugerufen.» Boeselager bilanziert: «Das Bekloppte an dieser Geschichte ist natürlich, dass die Bild das für eine Geschichte hält. Wen soll interessieren, was die Nachkommen von Hitlers Halbneffen aus den USA über deutsche Politik zu sagen haben? Sind sie genetisch dazu prädestiniert, besonders tiefe Einblicke in die deutsche Seele zu haben? Oder ging es den Bild-Leuten doch nur darum, sich den Traum eines Interviews mit Hitler zu erfüllen?»

Ad Content

Als Redaktion am Puls bleiben oder auch das Zuhören wird digital

Die Rheinische Post RP ist eine überregionale Tageszeitung mit 25 Lokalredaktionen. Diese bestehen oft aus nur wenigen Journalistinnen und Journalisten. Damit diese mitkriegen, was um sie herum läuft, hat die RP ein sogenanntes «Listening Center» geschaffen. Das ist eine Software, die rund 40 Millionen digitale Quellen aus dem Einzugsgebiet der Zeitung im Blick hat. Dieser Themenradar ersetzt zwar das persönliche Recherchegespräch nicht, hilft aber, die richtigen Leute zu finden oder die Redaktion auf Themen zu bringen, die sie sonst verpassen würde. Ein gutes Beispiel für den Nutzen des «Listening Centers»: Dank der digitalen Fühler erfuhr die RP von einer lokalen Spitzenpersonalie der AfD, über die die Partei selbst nicht informierte hätte, und konnte so zum Thema reherchieren.