Die MEDIENWOCHE ist ein digitales Magazin für Medien, Journalismus, Kommunikation & Marketing. Die Redaktion beobachtet und begleitet publizistisch die Entwicklung der Branche in der Schweiz, verfolgt aber auch internationale Trends. Neben den redaktionellen Eigenleistungen bietet die MEDIENWOCHE mit dem «Medienmonitor» (zweimal wöchentlich) und der wochentäglichen Rubrik «Auf dem Radar» Lektüreempfehlungen aus nationalen und internationalen Medien.
Der «Guardian» bietet den wohl besten und umfassendsten Überblick zu sämtlichen Spielern, die demnächst in Russland zur Fussball-WM antreten. Die Zeitung porträtiert sämtliche 736 Teilnehmer mit einer Kurzbiografie und den wichtigsten Leistungskennzahlen. Gestaltung und Gliederung der Seite ermöglicht, trotz der schieren Fülle an Information, eine schlanke Navigation durch die 32 Mannschaften.
Auch fünf Jahre nach den spektaktulären Enthüllungen der umfassenden Überwachungspraxis des amerikanischen Abhördienstes NSA lebt Edward Snowden irgendwo im Grossraum Moskau. Seine US-Papiere wurden für ungültig erklärt. An eine Rückkehr in sein Heimatland ist unter der Präsidentschaft Trump nicht zu denken, drohte der doch mehrmals im Wahlkampf mit der Todesstrafe für den Whistleblower. Snowden ist ein gefragter Fachmann für Informationssicherheit und Verschlüsselungstechnologie. Ein aktuelles Projekt, das er als Präsident der Nichtregierungsorganisation Freedom of the Press Foundation vorantreibt, sieht etwa vor, dass Whistleblower grössere Kontrolle über ihre Daten behalten können.
Gute Nachrichten aus der Grande Nation: Die grossen Tageszeitungen, wie «Le Monde» oder «Le Figaro», haben in der digitalen Medienwelt Fuss gefasst und sind auch geschäftlich gut unterwegs – ganz im Gegensatz etwa zu Wochenmagazinen, die sich mit dem Erfolg schwerer tun. Der Grund für das Aufblühen der Zeitung sieht Jürg Altwegg, Frankreich-Korrespondent der FAZ, in der «beschleunigten Digitalisierung». Grosse Teile der zahlenden Leserschaft nutzen nur noch das digitale Angebot. «Le Monde» schreibt sogar wieder schwarze zahlen und kann die Redaktion ausbauen.
Dass sich der Zustand der Medien auf das Funktionieren der politischen Prozesse auswirkt, zeigt eine aktuelle Studie der Uni Zürich: Je tiefer die Auflage der lokalen Zeitungen und je weniger die Medien über lokale Politik berichten, desto tiefer die Wahlbeteiligung. Für den Autor der Studie, den Politikwissenschaftler Daniel Kübler, ist darum klar: «Der Wandel im Mediensystem birgt Gefahren für die politische Partizipation auf lokaler Ebene und damit für die Demokratie.» Kübler fordert darum, dass nicht-kommerzielle Akteure wie Stiftungen, Parteien oder lokale Behörden vermehrt aktiv werden sollten und neue, journalistische Nachrichtenangebote schaffen. Wobei man sich damit gleich das nächste Problem einhandelt: Wie unabhängig können behördenfinanzierte Medien informieren?
«Beobachter»-Reporter Thomas Angeli lernte Ben Allenbach vor 15 Jahren kennen. Damals berichtete Angeli über Mauscheleien beim staatlichen Rüstungsbetrieb Ruag. Allenbach war der Whistleblower. Mit einer juristischen Finte sorgten damals die Anwälte der Ruag dafür, dass Allenbach seine Belege für die krummen Geschäfte nicht vor Gericht präsentieren konnte. «Es war der Augenblick, in dem er den letzten Rest Glauben an die Gerechtigkeit und an den Staat verlor», schreibt Angeli im Rückblick. Nach diesem fundamentalen Vertrauensverlust fand Allenbach Halt in seiner eigenen Logik, er traut den Mächtigen alles zu. Auch, dass die US-Regierung weltweit Chemikalien versprühen lässt, um Klima und Bevölkerungswachstum zu kontrollieren. Allenbach ist das geworden, was man gemeinhin als Verschwörungstheoretiker bezeichnet.
Ist eine fachliche Einschätzung gefragt, kommen sie in den Medien zum Zug, die Expertinnen und Experten. Das Magazin «Horizonte» des Schweizerischen Nationalfonds hat sich auf die Suche nach typischen Expertenfiguren aus der Wissenschaft gemacht und dabei fünf Archetypen identifiziert. Da gibt es etwa den «Streitlustigen», hier festgemacht an der Figur von Wirtschaftsprofessor Rainer Eichenberger, der nicht zuletzt wegen seinen provokativen Thesen ein viel gefragter Experte ist. Ein anderer, ebenfalls viel gefragter Typus, ist «Die öffentliche Intellektuelle». Als Beispiel dient hier die Kommunikationswissenschaftlerin Miriam Meckel, die aktuell selbst als Chefredaktorin der «Wirtschaftswoche» in den Medien arbeitet und so beide Seiten kennt. Neben diesen «Allzweckwaffen», die sich zu vielen verschiedenen Themen äussern können, gibt es auch die Fachexpertin, die wegen ihres Forschungsgebiets zu Medienauftritten kommt, wie etwa die Berner Weltraumforscherin Kathrin Altwegg.
Noch bis Ende Jahr, bis das Blatt unter den Tamedia-Mantel kommt, führt Markus Somm die «Basler Zeitung». Der streitbare Journalist hat politisch einen weiten Weg hinter sich von ganz links nach ziemlich weit rechts: «Ich war aus Überzeugung ein Linker und war stolz darauf.» Für das NZZ Folio hat sich Rolf Hürzeler mit Somm über dessen Werdegang und den Wendepunkt in seiner Biografie unterhalten. Vom Linken zum Rechten wurde Somm beim Studium in Harvard (USA): «Dass man intelligent und rechts sein könnte, schien undenkbar. In Amerika hatte ich es plötzlich mit Leuten zu tun, die schrieben besser als ich, die dachten schneller als ich, sie waren klug und originell – und sie waren brutal konservativ.» Dass er irgendwann wieder einmal ein Linker würde, hält Somm für «undenkbar». Aber seine politische Überzeugung sei immer einem Wandel unterworfen, «weil sich die politischen Gegebenheiten laufend verändern.»