RESSORT

Auf dem Radar

«Playboy» vor dem Aus nach Hefners Tod

Inzwischen soll das einst stilbildende Männermagazin «Playboy» Jahr für Jahr sieben Millionen Dollar Verlust schreiben. Seinem Gründer Hugh Hefner war das weitgehend egal. So bestand er darauf, dass sein Magazin gedruckt erscheint, solange er lebt – trotz tiefroter Zahlen. Jetzt ist Hefner tot. Und der «Playboy» könnte ihm bald folgen. Wobei der Name erhalten bleiben soll, aber transformiert von der Medien- in eine globale Konsummarke. «Im Mediengeschäft zu verbleiben, ist, als ob man ein fallendes Messer auffangen wollte», zitiert der Tages-Anzeiger Ben Kohn, von der Private-Equity-Gruppe Rizvi Traverse, die das Heft heute hält.

SRF-Journalistin hatte bei Federer-Interview die Emotionen nicht im Griff

Denise Langenegger führte nach dem jüngsten Turnier-Sieg von Roger Federer in Australien ein Interview mit dem Tennisspieler für das Schweizer Fernsehen. Zur Begrüssung umarmte sie ihn und strich ihm danach mit der Hand über die Brust. Darf sie das? Jein. Langenegger nennt ihr unprofessionelles Verhalten nachträglich einen «Fehler», sagt aber gleichzeitig: «Ich habe mich so sehr für Roger Federer gefreut, dass ich in diesem aussergewöhnlichen Moment mehr als Mensch und weniger als Journalistin reagiert habe.»

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Für sie ist Journalismus weiterhin ein attraktiver Beruf

Was kommt man heute dazu, den Journalismus als Traumberuf zu bezeichnen? Es gibt fürwahr Attraktiveres und Lukrativeres. Denkt man. Stimmt aber nicht. Allein an der Fachhochschule ZHAW in Winterthur bewerben sich jährlich hunderte junger Leute für einen Studienplatz in der Journalismusausbildung; ein Teil davon wird frühzeitig in PR und Kommunikation wechseln. Aber einen Grossteil zieht es in die Medien. So auch jene fünf jungen Männer und Frauen, die das Online-Magazin Vice befragt hat. Die Gründe für ihre Studienwahl sind die gleichen wie schon seit je. Eine «Herzensangelegenheit» sagt Samuel (27), «am Puls der Gesellschaft sein können», sagt Vanessa (22). Die aktuelle Befindlichkeit der Branche kümmert sie wenig, und wenn, dann betrachten sie den Medienwandel als Chance und Herausforderung. Dass ihr Optimismus berechtigt ist, zeigen die zahlreichen ZHAW-Diplomierten, die in den letzten Jahren gut Fuss gefasst und tatsächlich Traumstellen in den Medien gefunden haben.

Günter Wallraff: «Nicht Journalismus, sondern übelste Spitzelei»

In den USA macht der Journalist James O’Keefe mit seinen verdeckten Recherchen von sich reden, zuletzt als er versuchte, einer Journalistin der Washington Post eine erfundene Geschichte unterzujubeln – was ihm nicht gelang. Der 33-Jährige, der für sein «Project Veritas» auch Geld aus der Trump-Stiftung erhielt, sieht sich selbst in der Tradition von Enthüllungsjournalisten wie Günter Wallraff. «Was Reporter wie er gemacht haben, war richtig Hardcore.» Seine Methoden seien im Vergleich dazu Kinderkram, so O’Keefe in einem Beitrag von Stefanie Dodt für das NDR-Medienmagazin ZAPP. Wallraff hält nichts von dem Vergleich: «Das hat nichts mit Journalismus zu tun. Das ist Spitzelei der übelsten Art.»

Das Vertrauen in die Medien nimmt zu, aber die Entfremdung bleibt

13 Prozent der Bevölkerung Deutschlands fühlen sich von den Medien systematisch belogen. Vor einem Jahr waren es noch 20 Prozent. Diese Zahlen hat die Johannes-Gutenberg-Universität Mainz ermittelt. Was auf den ersten Blick nach guten Nachrichten aussieht, ist es aber nur bedingt. Denn die Entfremdung zwischen Medien und Publikum bleibt grundsätzlich gross. Ein Viertel der Befragten findet, «dass die Medien Themen, die ihnen wichtig sind, nicht ernst nehmen würden», schreibt Markus Reuter auf Netzpolitik.org. Weiterhin hoch ist auch das Unwissen über die Funktionsweise professioneller Medien. «So ist etwa jeder Zehnte davon überzeugt, dass der Staat überprüfe, ob jemand Journalist werden könne.»

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Wie liberal ist «No Billag»?

Wird durch den gebührenfinanzierten Rundfunk «ein existierendes Marktversagen reduziert», wie dies Martin Kolmar und Ulrich M. Schmid von der Uni St. Gallen heute in der NZZ schreiben oder werden «zwangsfinanzierte und mit dem Staat verbandelte Medien in einer offenen Gesellschaft zunehmend zu einem Anachronismus», wie in der gleichen Ausgabe Robert Nef von Liberalen Institut festhält? Die Differenzen könnten grösser nicht sein: Hier der Wirtschaftsethiker und der Slawist, die öffentliche Medien als Grundbedingung für eine funktionierende Demokratie sehen, nicht zuletzt mit Blick in die USA. Da der libertäre Publizist, der auf das Prinzip der Freiwilligkeit setzt, aber dessen Modell auch nicht ohne Staatsgelder auskommt.

SDA: gegründet ohne Gewinnstreben

Die Schweizerische Depeschenagentur, deren Redaktion wegen einer anstehenden Massenentlassung seit drei Tagen im Streik steht, blickt auf eine lange Geschichte zurück: 1894 gründeten Schweizer Zeitungen die SDA, weil sie nach einer Alternative zu den kostspieligen Verträgen mit ausländischen Agenturen suchten. «Die Gründungsmitglieder verzichteten ausdrücklich darauf, mit der Agentur Gewinne zu erzielen. Allfällige Überschüsse sollten vor allem in den Ausbau des Nachrichtendienstes fliessen», schreibt Martin Stohler in einem kurzen historischen Abriss zur SDA in der Tageswoche. Genau dieses Prinzip wird heute in Frage gestellt. Der aktuelle CEO sieht die Aufgabe der Agentur darin, Gewinne zu machen.