RESSORT

Auf dem Radar

Das unsichere Geschäft mit Polizeimeldungen im Netz

Mit wenig Aufwand verdiente Antonio Spitaleri eine Weile lang ganz gutes Geld im Netz. Auf polizeiticker.ch veröffentlichte er Polizeimeldungen, Vermisstmeldungen, Fahndungsfotos, die er auf den Websites der kantonalen Polizeien abgegriffen hatte. Das ging so lange gut, wie Facebook mitmachte und ihm haufenweise Zugriffe bescherte, die er versilbern konnte. Doch damit ist Schluss. Weil Facebook die Verbreitung redaktioneller Angebote im Newsfeed zurückgestuft hat, «trifft das den Polizeiticker empfindlich – und Spitaleri verliert die Nerven», schreibt Michael Schilliger in der NZZ. Ohne die Reichweite von Facebook ist polizeiticker.ch einfach eine Website, wie es noch viele andere gibt, die auch Behördenmeldungen verbreiten.

Ein falscher Klassiker: «Einen guten Journalisten erkennt man daran, …»

Lehnt sich ein Journalist zu stark auf eine Seite, erschallt es ermahnend: «Einen guten Journalisten erkennt man daran, dass er sich nicht gemein macht mit einer Sache, auch nicht mit einer guten Sache.» Nun ist das so eine Sache mit diesem Zitat. Hanns Joachim Friedrichs hat das zwar so gesagt, aber in einem ganz spezifischen Kontext, der es verbietet, die Aussage so pauschal zu verwenden, wie das nun oft getan wird. Der frühere «Spiegel»-Reporter Cordt Schnibben, der 1995 das Gespräch geführt hatte, wo das Zitat herstammt, sagt heute dazu: «Daraus zu machen, dass ein Journalist quasi ein haltungsloser, emotionsloser Journalist sein sollte, dem man seine Haltung nicht anmerkt, ist eine Pervertierung.»

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Eine kurze Geschichte der SDA

Wer den Überblick verloren hat, worum es beim aktuellen Arbeitskampf bei der Nachrichtenagentur SDA geht, erhält im aktuellen «Medientalk» von Radio SRF ein kompaktes Update. Autor Salvador Atasoy holt weit in der Vergangenheit aus, um dann ausführlich auf die aktuelle Befindlichkeit der Agentur zu sprechen kommen. Dabei geht es nicht nur um den anhaltenden Konflikt zwischen Redaktion und Verwaltunsrat um die vorgesehene Massenentlassung, sondern auch um die beschlossene und anstehende Fusion mit der Bildagentur Keystone und die medienpolitischen Implikationen des neuen Unternehmens.

Deepfakes als Tor zu einer alternativen Realität

Es wird immer einfacher, Videobilder zu manipulieren, ja ganze Gesichter von einer Person zur anderen zu «verpflanzen». Ob XY tatsächlich Z gesagt hat, was man im Bild sieht, bleibt ungewiss. Für grössere Aufmerksamkeit sorgten solche Deepfakes unlängst, als die Gesichter von Prominenten auf jene von Pornodarstellerinnen montiert wurden. In der Rubrik Faktenfinder von tagesschau.de bietet Patrick Gensing einen Überblick zum Stand der Entwicklung. Seine Aussichten sind düster: «Die Deepfakes öffnen das Tor zu einer Welt, in der nicht nur ‹alternative Fakten› kursieren, sondern möglicherweise eine ganze alternative Realität.»

Satire darf alles – aber das dann doch nicht!

Der Coup war gelungen. «Titanic» führte die «Bild»-Zeitung vor. Die Empörung war gross. Und dem Satiremagazin Applaus gewiss. Autor Moritz Hütgen, der die «Bild» aufs Glatteis führte mit der erfundenen Geschichte, wonach der Juso-Vorsitzende mit russischen Trollen konspiriere, tritt nach vollbrachter Tat beim russischen Staatssender RT auf. Verwirrung. Ist das auch Teil der satirischen Inszenierung oder schlicht eine Grenzüberschreitung? Das Medienmagazin Meedia dokumentiert die kritischen Reaktionen auf Hütgens Auftritt. Die «Bild»-Zeitung wiederum hat den Steilpass dankend angenommen und die «Titanic» der Kumpanei mit einem Regime gescholten, «zu dessen Agenda die Zersetzung freier Medien gehört».

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AfD läuft mit Pressedebatte im Bundestag auf

Die Alternative für Deutschland AfD forderte mit einem Antrag im Bundestag die Regierung dazu auf, Zeitungsartikel des eben erst aus türkischer Haft freigelassenen Denzi Yücel zu missbilligen. Eigentlich ein unmögliches Unterfangen. Steht es doch der Exekutive nicht zu, über den Inhalt von Medien zu urteilen. «Etwas Rechtswidriges, etwas Verfassungswidriges», verlange die AfD von der Bundesregierung, sagte FDP-Vize Wolfgang Kubicki. In Rage redete sich dann der Grüne Cem Özdemir. In einer Brandrede geisselte er die AfD als «Rassisten». Wie zu erwarten war, bliebt der Antrag der AfD chancenlos, die Debatte ein einziges Theater, in dem, so «Welt»-Autor Matthias Kamann, die anderen Parteien die AfD haben «blass aussehen» lassen.

Swisscom bringt das 5G-Netz. Was heisst das fürs Radio?

Swisscom wird bereits in diesem Jahr punktuell den neuen, schnelleren Mobilfunkstandard 5G aufschalten. Das ist zwei Jahre früher als geplant. Im Interview mit Jon Mettler vom Tages-Anzeiger nimmt Swisscom-Netzchef Heinz Herren zu den Formalitäten beim Aufbau vom Netz der Zukunft Stellung. Kein Thema sind die Dienste, die 5G ermöglicht, etwa die Frage nach den Auswirkungen fürs Radio. Ist 5G der DAB-Killer, wie etwa Radiomacher Giuseppe Scaglione vermutet oder bleibt es bei der bisher bewährten Arbeitsteilung zwischen IP-basierten Audioübertragung und dem Broadcast-basiertem Digitalradio? Während Digitaleuphoriker DAB nur als Überbrückungstechnologie sehen, bis 5G voll greift, warnen kritische Stimmen vor den Kosten, die eine ausschliessliche Radioübertragung via IP-Netze weiterhin nach sich zieht, für den Hörer, wie für die Programmveranstalter.