RESSORT

Auf dem Radar

Die besten Reporterinnen und Reporter der Welt bald in Bern

Von einem «lukrativen Award ähnlich dem Pulitzer-Preis» schreibt die «Berner Zeitung». Die Rede ist vom True Story Award, der im kommenden August erstmals in der Bundesstadt verliehen wird. Ausgezeichnet werden Reporterinnen aus aller Welt. Initiiert hat den neuen Medienpreis Daniel Puntas-Bernet, Gründer und Chefredaktor des Magazins «Reportagen». Als Partner tritt die Tourismusorganisation der Stadt Bern auf, die den Anlass als ideales Werbevehikel sieht und eine «internationale Imagewirkung mit Inhalten und nicht bloss mit schönen Bildern» erwartet. Die Preisverleihung ist eingebettet in ein dreitägiges Festival mit Auftritten der ausgezeichneten Journalistinnen und Journalisten.

Beliebte Stories zwingen Facebook zum Strategiewechsel

Einmal waren es Videos, aber jetzt sind Stories angesagt. Im Facebook-Jargon stehen sie für kruze Videobotschaften, die nur einen Tag lang sichtbar sind und dann im digitalen Nirvana verschwinden. Abgeschaut hat Facebook das Format bei Snapchat. Die Beliebtheit dieser Kommunikationsform führt dazu, dass die Leute weniger Inhalte im Newsfeed posten und stattdessen vermehrt im privaten Kreis mit ebendiesen Stories kommunizieren. Das heisst für Facebook, dass sich das Geschäftsmodell, das sich bisher auf Werbung im Newsfeed konzentrierte, dem veränderten Nutzungsverhalten anpassen muss. Aber auch Unternehmen und Medien stellen die Stories vor eine knifflige Aufgabe, wie der Digitalberater Philipp Steuer weiss: «Die vergänglichen Stories sind eine tolle Form der Kommunikation – ungezwungen, schnell und vom Umfang her perfekt für unsere 3-Sekunden-Aufmerksamkeitsspanne. Dennoch ist die Halbwertszeit von 24 Stunden ein Problem, denn eine aufwendige Story kostet Zeit (und für Unternehmen Geld), was sich oft nicht rechnet.»

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Zur Verteidigung des Smartphones als Familienmitglied

Es gibt die Kritiker, die das Smartphone gänzlich aus dem Familienalltag mit Kindern verbannen möchten. Sie können sich dabei auf Studien von Medienpädagogen abstützen, die vor einer nachhaltigen Störung der Eltern-Kind-Beziehung warnen bei exzessivem Gebrauch der Mobilfelefone. Doch es gibt auch einen nachweislichen Mehrwert solcher Geräte. «Es ermöglicht, die Welt mit Kindern ganz anders zu erklären und zu erleben als früher», weiss die FAZ-Familienbloggerin Anna Wronska aus eigener Erfahrung. Was früher das dicke Lexikon leistete, bietet heute Wikipedia und das erst noch multimedial. Oder das Smartphone dient als Kommunikationsmittel. Wronska verteidigt aber auch das Zwischendurch-auf-den-Bildschirm-gucken: «Oft genug kreist mein ganzes Denken und Tun nur noch um die Kinder. (…) Es muss erlaubt sein, mich inmitten des täglichen Wahnsinns weiterhin auch um die Welt um mich herum zu interessieren» – und darum ab und an mal das Smartphone zu zücken. Dabei kommt es – wie immer – auf das richtige Mass und den passenden Moment an.

Ringier Axel Springer im Visier des polnischen Ministerpräsidenten

Die Kritik ist nicht neu, aber sie erfolgt nun umso heftiger. Vor dem Besuch der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel in Polen schiesst dessen Ministerpräsident Mateusz Morawiecki aus vollen Rohren gegen Medien in ausländischem Besitz. Er meint damit in erster Linie Ringier Axel Springer. Das schweizerisch-deutsche Joint Venture gibt in Polen zahlreiche Zeitungen und Magazine heraus – «allesamt Medien, die kritisch über die Arbeit der rechtsnationalistischen Regierung berichten», wie die Agentur AFP schreibt. Ministerpräsident Morawiecki sieht darin eine ausländische Einmischung in die polnische Politik. Die Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit PiS setzt alles daran, ihren Einfluss auf die Medien zu stärken. Bei den öffentlich-rechtlichen Sendern ist das bereits gelungen, das leitende Personal wurde ausgewechselt und seither fällt die Berichterstattung weniger kritisch aus.

Hallo SRF oder Hausbesuch bei zufriedenen Zuschauern

Beim Schweizer Fernsehen hiess es wieder einmal: Hallo SRF! Die Transparenzoffensive führte prominente Sendungsmacherinnen und -macher diesmal nach Hause zu den Zuschauern. Sandro Brotz, Franz Fischlin und Sabine Dahinden wollten direkt vor Ort erfahren, was dem Publikum so durch den Kopf geht, wenn sie ihre Sendungen schauen. TV-Kritiker Gion Mathias Cavelty war enttäuscht. Anstatt knallharte Fragen an die Fernseheleute gab es nur Harmloses. Eine Familie wünscht sich von der Tagesschau mehr Sport, mehr Grafiken, mehr zum Schmunzeln, mehr Struktur. Ein anderer Zuschauer von der «Rundschau» ein breiteres Abbilden des Weltgeschehens, zum Beispiel auch mal Afrika. Das führte dann zu dem einigermassen banalen Fazit: «Vieles, was sich die Zuschauer wünschen, haben wir schon, aber wir müssen daran arbeiten, dass man es auch findet», so Sandro Brotz.

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Der Snapchat-Hype ist vorbei

Seit dem Börsengang vor eineinhalb Jahren geht es mit Snapchat abwärts: Der Instant-Messaging-Dienst verliert Nutzer und schreibt weiterhin rote Zahlen. Und allmählich verlassen auch Stars und Sternchen die Plattform, die einst als Aushängeschilder und Zugpferde wirkten. Ein Grund für die negative Entwicklung ist Konkurrent Facebook. Dessen Tochter Instagram kopiert munter Funktionen, die Snapchat einst gross gemacht hatten und überflügelt mit seiner Milliarde Nutzer Snapchat bereits um ein Vielfaches. So überrascht es nicht, dass Übernahmegerüchte die Runde machen. Amazon wurde als möglicher Käufer genannt, ebenso Google und Facebook.

Für einen Lokaljournalismus, der den Mächtigen auf die Finger schaut

In der Stadt Schaffhausen hat sich Ende September eine Mehrheit der Stimmberechtigten dafür ausgesprochen, das Öffentlichkeitsprinzip unangetastet zu lassen. Damit bleibt es den Medien auch weiterhin möglich, ohne prohibitive Gebühren amtliche Dokumente einzusehen und daraus zu zitieren. Gegen die von Behörden und praktisch sämtlichen Parteien geforderte Einschränkung wehrte sich die direkt betroffene Zeitung «Schaffhauser AZ». Sie ergriff dazu das Referendum und konnte in der Abstimmung die Bevölkerung von ihrem Anliegen überzeugen. In einer Kolumne im Medienmagazin «Edito» wertet AZ-Co-Redaktionsleiter Marlon Rusch das Ergebnis als Vertrauensbeweis in die Medien: «60 Prozent der Stimmbevölkerung entschieden sich gegen das Establishment, gegen die etablierten politischen Parteien – und für die kritischen Medien. Wir finden: Das ist ein starkes Zeichen. Für einen starken Lokaljournalismus, der nah dran ist an den Menschen und ihrer Lebensrealität. Für einen Lokaljournalismus, der den Mächtigen auf die Finger schaut.»